Studienwahl

Vor dem Studium Uni-Luft schnuppern

Schnupperveranstaltungen sollen Interessenten einen unmittelbaren Eindruck vom angestrebten Fach und dem Alltag an der Uni bieten.
Schnupperveranstaltungen sollen Interessenten einen unmittelbaren Eindruck vom angestrebten Fach und dem Alltag an der Uni bieten.imago images / photothek
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Viele Schulabgänger haben nur vage Vorstellungen vom Uni-Betrieb und den einzelnen Fächern. Eine Reihe von Initiativen an den Hochschulen will mit Schnupperveranstaltungen dazu beitragen, Irrtümer bei der Auswahl zu vermeiden.

„Irgendetwas studieren“, ist bei vielen jungen Erwachsenen die Standardantwort, wenn sich die Verwandtschaft gegen Ende der Schulkarriere nach den jeweiligen Zukunftsplänen erkundigt. Dass viele nicht wissen, auf was sie sich beim jeweiligen Studium einlassen, lässt sich auch an Drop-Out-Quoten von bis zu 30 Prozent ablesen. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) hat daher für Schüler und alle, die vor der Studienwahl stehen, vor rund zehn Jahren das Programm „Studieren Probieren“ ins Leben gerufen. „Es geht bei dem Programm darum, dass sich die Interessenten vor Ort über das jeweilige Studium informieren können und nicht nur eine Broschüre oder das Web als Infoquelle heranziehen“, erklärt Johannes Ruland von „Studieren Probieren“.

Am 20. Oktober werden die neuen Termine online gestellt. „Die Interessenten werden von den betreuenden Studierenden in eine Lehrveranstaltung mitgenommen, damit sie einen ersten Eindruck erhalten, was eine Lehrveranstaltung ist und worum es bei dem jeweiligen Studium geht“, führt Ruland aus. Die Angebote von „Studieren Probieren“ umfassen sowohl Universitäten als auch Fachhochschulen – sofern sich jeweils Freiwillige melden. Während es an den Universitäten oftmals nicht so ins Gewicht fällt, ob eine Handvoll mehr „Studierende“ im Raum sind, ist auf den FH der Besuch einer Lehrveranstaltung mit Gästen eher mit dem jeweiligen Vortragenden abzusprechen, „zumal die Räumlichkeiten an den FH meist genau auf die regulär teilnehmenden Studierenden ausgerichtet sind. Speziell beim Besuch von Labors muss gewährleistet sein, dass genug Platz für die Interessenten ist.“

Zeit für offene Fragen

Über 1000 Termine wurden im vergangenen Jahr bei „Studieren Probieren“ angeboten, knapp 7000 Anmeldungen gab es dafür. „Nach dem Besuch der Lehrveranstaltung ist dann immer auch Zeit für ein Gespräch und die Teilnehmer können ihre Fragen stellen.“

Die österreichischen Universitäten bieten abseits von „Studieren Probieren“ oder Tagen der offenen Tür auch weitere Möglichkeiten zum Kennenlernen an. An der Uni Salzburg können Interessenten „hineinschnuppern“, in Graz konnte im August an zwei Tagen die „Schnupperuni“ besucht werden.

Mit der Einführung einer Studienorientierungsphase in zahlreichen Disziplinen wurde im Studium selbst eine Art Probezeit geschaffen, wie Elisabeth Westphal, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Österreichische Universitätenkonferenz erklärt. „Ziel ist, den Studierenden recht rasch zu zeigen, was auf sie zukommt und die Wahrscheinlichkeit eines Drop-Outs möglichst an den Studienbeginn zu verlegen.“ Schließlich sei keinem geholfen, kurz vor Abschluss festzustellen, dass man in die falsche (Studien)Richtung unterwegs ist.

Einen Schnuppertag mit einem persönlichen Betreuer nach individueller Vereinbarung bietet die FH OÖ am Campus Hagenberg an: „Viele, die bei uns das Angebot des Studierens für einen Tag in Anspruch nehmen, holen sich durch diese Erfahrung die finale Bestätigung, dass sie bei uns studieren wollen“, sagt Martina Anzinger von der Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien.

Einblick in die Community

Wie Hörsäle oder Labore aussehen, wie eine Vorlesung abläuft, das alles lässt sich schließlich am besten vor Ort erfahren – nicht durch einen bunten Flyer. Und oft gehe es laut Anzinger nicht nur darum, das „System Studium“ zu begreifen, sondern auch einen Einblick in die jeweilige Community zu erhalten „und dann für sich sagen zu können: Hier will ich die nächsten drei Jahre verbringen!“

Web:www.studierenprobieren.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2019)

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