Persönlichkeitsentwicklung

Wissen, wie man selbst tickt

Gut kommunizieren zu können, ist in jeder Führungsposition essenziell.
Gut kommunizieren zu können, ist in jeder Führungsposition essenziell.Getty Images
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Soft Skills sind schwieriger zu erlernen als Hard Skills, entscheiden aber nicht weniger über beruflichen und privaten Erfolg. Inzwischen gibt es spezialisierte Weiterbildungen.

Die Hotelière, die ihr Personal prinzipiell im Kommandoton anweist; der Chef, der Konflikten mit Mitarbeitern aus dem Weg geht; der Manager, der neue Ideen sofort als Kritik versteht. Jeder kennt solche Beispiele fehlender Soft Skills bei Führungskräften. Das mit dem internationalen Ausdruck als „Skills Gap“ bezeichnete Problem hat wohl immer schon existiert. Allerdings seien in unseren komplexen Zeiten Soft Skills für Führungskräfte unabdingbarer als früher, sagt Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy.

Soziale und IT-Skills

Neben den Hard Skills – grundlegendem Wirtschafts- und Management-Wissen – werde heute an Soft Skills einerseits ein Verständnis für Informationstechnologie gefordert, Stichwort Datenanalyse und Programmierfähigkeiten. Andererseits würden soziale Kompetenzen immer wichtiger, etwa die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, andere zu inspirieren und gleichzeitig widerstandsfähig gegenüber negativen äußeren Einflüssen zu sein.

Stöttingers persönliche „Top drei“ unter den Soft Skills:

• Mut und eine „be unafraid“-Haltung: „Heute gibt es kein eindeutiges Richtig oder Falsch mehr. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte Widersprüchlichkeiten aushalten und dennoch Entscheidungen treffen – was stets auch immer ein unternehmerisches Risiko beinhaltet.“

• Komplexe Probleme lösen: Da der Unternehmensalltag immer komplexer werde, könne es keine einfachen Antworten mehr geben. „Es wird nötig, sich entsprechend vorzubereiten und unterschiedliche Szenarien zu entwickeln.“

• Big Data zu nützen wissen: Daten gelten inzwischen als Erdöl des 21. Jahrhunderts und für Unternehmen als entscheidender Wettbewerbsvorteil. „Damit Daten gewinnbringend verwendet werden können, muss die ganze Einstellung des Unternehmens dazu passen – und das beginnt eben bei den Führungskräften.“

Die Executive Academy bietet einige Kurzprogramme an, in denen Soft Skills besonders thematisiert werden, so etwa die Programme „Data Science“, „Pionieers of the 21st Century“ und „Digital Transformation“.

Eine Weiterbildungs-Premiere zum Thema ist der Lehrgang Personal Skills des Salzburger „Instituts für Management“ (IfM), der Ende November erstmals starten wird. „Wenn es um die Analyse von Handlungsweisen und Persönlichkeitsstrukturen geht, herrscht meist reges Interesse an Techniken, den anderen besser zu durchschauen“, sagt Lehrgangsleiterin Gabriele Hausmann. Allerdings stellt die Expertin die Frage, „was nutzt es zu wissen, wie der andere tickt, ohne zu wissen, wie man selbst tickt.“ Fremde Aktionen und Reaktionen zu kennen, sei zwar hilfreich, mache aber nicht handlungsfähiger, weil das Handeln immer in der eigenen Person liegt. „Insbesondere dann, wenn man gestalterisch aktiv sein will und nicht passiv reaktiv“, sagt Hausmann.

Das IfM bot bisher im Soft-Skills-Bereich nur Tagesseminare an. Da diese immer auf reges Interesse gestoßen seien, habe man sich entschlossen, einen eigenen, berufsbegleitenden Lehrgang zu entwickeln. „Acht Seminartage in fünf Monaten sind gut darstellbar neben Job und Privatem“, sagt IfM-Direktor Wolfgang Reiger. „Die Frage, wer bin ich und was kann und will ich, ist die zentrale Auseinandersetzungsthematik in diesem Lehrgang. Es gibt viele psychologische Ratgeber, die man wie ein Puzzle um die eigene Person gruppieren kann, aber lesen ist etwas anderes als fühlen, tun und Feedback zu bekommen.“

Kommunikation mit dem „Ich“

Bei der Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit setzt auch die Soft Skills Akademie des Wifi an, die derzeit an den Standorten in Graz, Mödling, Linz, Klagenfurt und Dornbirn angeboten wird. Im Mittelpunkt der sieben Module der Soft Skills Akademie steht das Thema „Kommunikation“. Es geht um die Entfaltung der eigenen Kommunikationsfähigkeiten, das Kennenlernen verschiedenster Kommunikationsmodelle, praxisnahe Übungen, Reflexion und Feedback. Für die Akademie-Leiterin Gabriela Konrad, geht es nicht nur darum, mit der Außenwelt zu kommunizieren, sondern auch mit dem eigenen Ich. „Lernt man die eigenen Überzeugungen zu ändern, in einen positiven Dialog mit sich selbst und dann auch mit anderen zu kommen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen anstatt in einer dramatischen Haltung zu verbleiben, dann ist auf allen Ebenen so gut wie alles möglich“, sagt Konrad. Die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Person ist aus Konrads Sicht die Basis, um viele andere Soft Skills weiterzuentwickeln – Flexibilität, Menschenbild, Toleranz für andere Sichtweisen, Integrität, Arbeitshaltung. Zumeist fehle es an der Möglichkeit, sich in diese Rolle hineinzuentwickeln. Führung könne jedoch erlernt werden. „Die Idee, dass sie angeboren sei, ist schwer überholt.“

Web:www.executiveacademy.at, www.ifm.ac.at, www.wifi.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2019)

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