Kunstwerte

Afrika auf dem Radar

Die Kunstwelt entdeckt die Diversität und gibt afrikanischen Künstlern Raum. Inzwischen gibt es parallel zur Frieze die Messe 1-54, heuer mit Österreichbeteiligung.

Dem Messerummel der Frieze Week entflieht man ins altehrwürdige Somerset House. Hier, auf der Satellitenmesse 1-54 Contemporary African Art Fair, taucht man in die zeitgenössische Kunst Afrikas ein, das aus Kunstmarktsicht bis vor einigen Jahren noch als dunkler Kontinent galt. Hier schlendert man durch die prächtigen Räume, die von den Galerien ohne Messewände einfach direkt bespielt werden. Man findet auch viel gute Kunst, wie beispielsweise eine Soloshow von Mary Sibande, eine der prominentesten Künstlerinnen Südafrikas. Sie zeigt in Fotografie und Skulpturen die Entwicklung der postkolonialen Identität Afrikas. Bei der Galerie Whatiftheworld hängen kraftvolle Fotoarbeiten des Südafrikaners Mohau Modisakeng, der auch auf der 55. und 57. Biennale in Venedig vertreten war. Beeindruckend sind auch Noel Andersons akribisch nachgewebte Wandteppiche mit Sportmotiven. Überhaupt finden sich hier viele Textilarbeiten, die teilweise deutlich mehr überzeugen als jene in der kuratierten Frieze-Sektion „Woven“.

Auf der 1-54 ist mit Ernst Hilger auch eine Wiener Galerie vertreten. Es war ein erster Versuch, der für ihn voll aufgegangen ist. „Hier hat man eine größere Sichtbarkeit und es kommen Leuten, die sich explizit für afrikanische Kunst interessieren“, so Hilger. Er hat schon zu Beginn zwei Arbeiten des südafrikanischen Comiczeichners Anton Kannemeyer verkauft. Eine Arbeit geht für 14.500 Euro in eine wichtige Londoner Privatsammlung, die zweite für 9500 Euro an die African Artists for Development Foundation. Cameron Platters Arbeit „the struggle between good and evil“ (2011) kaufte eine institutionelle Sammlung in Kuala Lumpur für 12.000 Euro.

Trend erkannt. Die Messe wurde 2013 in London von Touria El Glaoui, Tochter des marokkanischen Künstlers Hassan El Glaoui, gegründet, die schon relativ früh erkannt hat, dass afrikanische Kunst im Kommen ist. Es sollte eine echte Success-Story werden und so folgte bald die Expansion nach New York und zuletzt nach Marrakesch. Seit 2013 ist viel passiert. Der westlich zentrierte Blick der Kunstwelt beginnt immer mehr aufzubrechen. Museen und Institutionen entdecken die Diversität. Das hat in den letzten Jahren zu einem regelrechten Boom bei afrikanischer Kunst geführt. Die Tate Modern zeigt gerade in der Turbinenhalle die für ihre politischen Scherenschnitte bekannte Kara Walker mit einem dreizehn Meter hohen „Fons Americanus“ und hat Ankaufsbudgets geschaffen. In den USA kaufen diverse Museen plötzlich zeitgenössische Kunst aus Afrika, wie etwa das MoMa in New York. Und auch der Markt hat reagiert. Bonhams startete schon 2010 eine eigene Afrika-Auktion und 2016 folgte Sotheby's. Seither sind die Preise gestiegen, weil Kunst aus Afrika auf dem Radar der High-End-Kunden erschienen ist.

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