Anders gedacht

Kann künstliche Intelligenz Geld vermehren?

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Symbolbild. (c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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KI zieht auch in die Vermögensverwaltung ein. Ein Vergleich mit menschlichen Strategien zeigt, wer mehr Erfolg hat.

Das maschinelle Lernen von Maschinen, zunehmend eine Realität in vielen Bereichen des Lebens, macht auch vor Kapitalanlagen nicht Halt. Und je mehr diese sogenannte künstliche Intelligenz (KI) hier einzudringen beginnt, umso mehr treibt alle die Frage um, ob sie vielleicht am Ende bessere Ergebnisse zeitigt als Fondsmanager mit ihren Strategien.

Wie freilich die jüngste Performance einiger KI-basierter Strategien nahelegt, brauchen Fondsmanager noch nicht so bald um ihren Job fürchten. Die Agentur Bloomberg verweist in dieser Hinsicht beispielsweise darauf, dass ein quantitatives Team beim Fondshaus Aberdeen Standard Investments im August 2018 den Artificial Intelligence Global Equity Fund mit einem Kapital von zehn Mio. Dollar gestartet hat. Die Analysten dachten, dass ein Algorithmus die komplexe Welt von Factor Investing (Anlageansatz, bei dem quantifizierende Firmenfaktoren herausgefiltert werden, die die Aktienrendite beeinflussen) besser verstehen werde als ein realer Portfoliomanager.

Ein Jahr später ist das Ergebnis ernüchternd: Der Fonds hat sich unterdurchschnittlich im Vergleich zur Rallye am breiteren Aktienmarkt entwickelt, sein Kapital ist nur um acht Prozent gewachsen, schreibt Bloomberg und untermauert den Befund mit weiteren Beispielen, etwa dem Eurekahedge Artificial Intelligence Hedge Fund Index, der Hedgefonds abbildet, die maschinelles Lernen einsetzen.

Die Conclusio: Institutionelle Anleger halten sich vorerst von KI-Anlagestrategien fern.

Warum aber kriegt es die KI nicht besser auf die Reihe? Hauptproblem seien die Finanzmarktdaten, die im Unterschied etwa zu Daten bei selbstfahrenden Autos oder beim Schachspielen endlich seien, zitiert Bloomberg KI-Experten: Nur wenige zusätzliche Daten würden generiert, die Algorithmen könnten lediglich aus der Entwicklung in der Vergangenheit lernen. Dazu komme, dass KI Wörter und ihre Bedeutung – man denke beispielsweise an Donald Trumps Twittermeldungen – falsch verstehen und etwa Tippfehler nicht als solche erkennen könne, bleibt auch Nobelpreisträger Robert Shiller skeptisch.

Vor dem Hintergrund, dass der Bullenmarkt endet, nehmen Schwankungen in der Anlegerstimmung zu. In diesem Umfeld findet sich auch die KI schwer zurecht, zumal jede Krise anders gelagert ist. Erst „mit mehr Daten und mehr Historie werden die KI-Fonds besser“, so Anand Rao vom Beratungsunternehmen PwC. Vorerst jedenfalls scheinen die Maschinen überfordert. Fast menschlich.

(Est/AG)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2019)

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