15. ATP-Titel

Thiems unerwarteter Coup in China

APA/AFP/GREG BAKER
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Dominic Thiem gewann in Peking auf asiatischem Boden nicht bloß zum ersten Mal zwei Matches in Serie, sondern gleich das Turnier. Der Sieg über Tsitsipas war eine Machtdemonstration.

Peking/Wien. Dominic Thiem hat am Sonntagabend in Peking einen seiner größten Siege gefeiert. Der 26-Jährige schlug im Finale des ATP-500-Turniers den Griechen Stefanos Tsitsipas nach 2:11 Stunden mit 3:6, 6:4, 6:1 und jubelte über seinen 15. Titel auf der ATP-Tour und den bereits vierten in dieser Saison nach Indian Wells (März), Barcelona (April) und Kitzbühel (August).

Im sechsten Duell mit Tsitsipas (Bilanz nun 4:2) entwickelte sich ein hochkarätiger Schlagabtausch mit anfänglichen Vorteilen für den fünf Jahre jüngeren Herausforderer. Tsitsipas führte mit Satz und Break (6:3, 2:1), als ein Aufschlagverlust des Weltranglisten-Siebenten den topgesetzten Österreicher zurück ins Spiel brachte. Beim Stand von 5:4 glückte Thiem das entscheidende Break im zweiten Satz, im dritten Satz gelang ihm dann nahezu alles. „Das war eines der besten Matches, die ich je gespielt habe“, befand der Rechtshänder im Anschluss. Hat der ÖTV-Star Selbstvertrauen, dann spiegelt sich jenes unwiderstehlich in seinen Schlägen wider. Thiems Grundposition auf dem Platz war längst nicht so passiv, also nicht so weit hinter der Grundlinie, wie schon so oft in der Vergangenheit – und er suchte auffällig häufig den Weg ans Netz, machte dort bei 25 Versuchen 17-mal den Punkt. Selbst auf den zweiten Aufschlag stürmte Thiem nach vorn.

Vier-Titel-Rekord eingestellt

Thiem hat sich in Peking eindrucksvoll aus dem Tief der vergangenen Wochen befreit. Er schlug mit Richard Gasquet (erste Runde) und Andy Murray (Viertelfinale) gleich zwei Spieler, gegen die er ein negatives Head-to-Head vorzuweisen hatte. Mit dem Russen Karen Chatschanow und Tsitsipas bezwang der Schützling von Nicolás Massú im Halbfinale und Finale jeweils Top-Ten-Spieler.
Der Erfolg über die Nummer neun, Chatschanow, war der erste über einen Top-Ten-Mann seit Anfang Juni, als Thiem im French-Open-Halbfinale den Weltranglisten-Ersten, Novak Djoković, besiegte. Danach folgten Niederlagen gegen Rafael Nadal (ATP 2, Paris-Finale) und Daniil Medwedew (ATP 9, Montreal-Viertelfinale).

Dass Thiem dieser Befreiungsschlag ausgerechnet in Asien gelang, davon war aufgrund der Vergangenheit nicht zwingend auszugehen. Noch nie zuvor hatte er dort ein Viertelfinale erreicht beziehungsweise zwei Spiele in Folge gewonnen. Nun sicherte er sich seinen bereits vierten Turniersieg 2019 und stellte damit seine persönliche Bestmarke aus dem Jahr 2016 ein, als er als er in Buenos Aires, Acapulco, Nizza und Stuttgart triumphierte.

In der Weltrangliste hat Thiems Coup in China, für den er 733.990 Dollar kassiert, keine unmittelbaren Auswirkungen. Er bleibt aktuell die Nummer fünf, verkleinerte den Rückstand auf den vor ihm platzierten Daniil Medwedew aber auf 140 Punkte. Schon diese Woche, in Shanghai, könnte Thiem den Russen jedoch überholen, hat er beim vorletzten ATP-1000-Turnier des Jahres doch keine Punkte zu verteidigen (Auftakt-Aus 2018).

Die Verschnaufpause fällt jedenfalls kurz aus. Spätestens am Mittwoch muss der Niederösterreicher sein Auftaktspiel bestreiten. Nach einem Freilos trifft er auf den Sieger der Begegnung zwischen Lokalmatador Zhang Ze und dem Spanier Pablo Carreño Busta. Nach Shanghai schlägt Thiem noch bei den Erste Bank Open (ab 21. 10.) in Wien auf, danach wird er in Paris und London zu sehen sein. Für die ATP-Finals der acht besten Spieler des Jahres in London hat sich der 26-Jährige zum bereits vierten Mal in Folge qualifiziert. Auch Thomas Muster nahm zwischen 1990 und 1997 viermal daran teil.

(APA/ red.)

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