EM-Qualifikation

Andreas Herzog: Heimspiel auf der Bank des Gegners

Israels Teamchef Andreas Herzog wirkte vor dem Anpfiff in Wien nachdenklich.
Israels Teamchef Andreas Herzog wirkte vor dem Anpfiff in Wien nachdenklich.(c) REUTERS (Kacper Pempel)
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Für Israels Teamchef Andreas Herzog ist der Auftritt am Donnerstag in Wien das „Spiel der letzten Chance“. Davor spricht er über Spieler, Ziele und sein kultiges Wut-Interview.

Wien. „Shall I be happy? This ist not funny anymore. We are not professional enough. Honestly!“ Als Teamchef hat man es nicht nur in Österreich wirklich schwer, sondern auch in jedem anderen Land. Andreas Herzog kann von bitteren Enttäuschungen jedenfalls mehr als nur ein Lied singen, dafür genießt er nach nur wenigen Monaten als Coach der Israeli-Fußballer gewissermaßen Kultstatus. Nach dem bitteren 2:3 in der EM-Qualifikation in Slowenien platzte dem Wiener am 9. September in einem TV-Interview der Kragen. Fuchsteufelswild ließ er auf Englisch seinem Zorn freien Lauf: „This is horrible. We always say, this was good, this was good. That doesn't help!“

Für Kabarettisten ist der Wutausbruch seitdem ein gefundenes Fressen. Für Fußballfans bleibt es ein Highlight à la Giovanni Trapattoni – und für Herzog, 51, ist es wohl selbst der größte Ansporn. Vor allem, damit sich so ein Auftritt nicht wiederholt. Schon gar nicht am Donnerstag, wenn in der EM-Qualifikation in Wien „das Spiel der letzten Chance“ wartet, gibt er zu. „Wir haben unsere gute Ausgangsposition verhaut mit dem 1:1 gegen Nordmazedonien und der Niederlage in Laibach. Jetzt müssen wir alle Spiele gewinnen.“

Offensive, ohne lässige Pässe

Als Hintertüre zur EM 2020 würde womöglich auch noch die Nations League dienen, nur darauf wollte Herzog vorab nicht setzen. Dafür habe der ÖFB-Internationale (103 Spiele, WM 1990 & 1998) in seiner Karriere (Meister mit Rapid 1987, 1988, mit Werder 1993) zu viel erlebt. Lieber wäre ihm, auch ob seiner Vorgeschichte beim ÖFB und Differenzen mit manch Funktionär, seine Mannschaft würde am Donnerstag im Happel-Oval (20.45 Uhr, live ORF1) ein Zeichen setzen. Offensiv spielen, Laufwege einhalten, mit sicherem Torschuss – und in der Abwehr seien Fahrlässigkeiten wie zuletzt in Laibach „unerwünscht“. Lässige Pässe in die Mitte, direkt vor die Füße des Gegenspielers, sie waren ihm schon als Aktiver immer ein Graus.

Vom überraschend deutlichen 4:2 gegen Österreich in Haifa wollte er nicht mehr sprechen. Herzog ließ hingegen mit der Expertise aufhorchen, dass „Österreich die stärkste Mannschaft dieser Gruppe“ sei. Franco Foda habe das Team auch in die richtige Spur geführt. Es gebe viele gute Spieler, dieser Mannschaft traue er die Qualifikation zu. Aber: Mit Stürmern wie Weissmann (Doppelpack für WAC beim 4:0 gegen St. Pölten) oder Dabbur, trotz fehlender Spielpraxis beim FC Sevilla, sei jederzeit ein Sieg möglich.

Ob Herzog Teamchef Israels bleibt, wenn die historische EM-Qualifikation verpasst wird? Die Entwicklung stimme, die Zusammenarbeit mit Willi Ruttensteiner, der als Sportdirektor auftritt, und Tormanntrainer Klaus Lindenberger harmoniere. Man könne sicherlich noch Großes erreichen. Nur: „Es hilft nichts, nur schön zu spielen und nicht zu punkten.“

Seine Entwicklung als Trainer betrachtet Herzog kritisch, es sei ein Lernprozess. Er habe sich einen Namen gemacht, manch Spieler neue Ideen, Wege gezeigt. Dass nicht mehr seiner Schützlinge in Europa spielen, stimme ihn nachdenklich. Die Wahrnehmung sei schwer, „weil der israelische Fußball im Ausland nicht so beachtet wird.“

Wer von der Qualifikation nur träumt

Das galt (oder gilt) auch für Österreich. Nur hier sei eine gesunde Entwicklung entstanden durch Salzburgs Europacup-Auftritte, in Deutschland bereits engagierte Legionäre oder eben Spiele des Nationalteams. Die Qualifikation wäre für Israel also mehr als nur ein Meilenstein. Darum war Herzog nach dem 2:3 auch so zornig: „We always talk about things, that we dream. But we have to do the decisive things on the field and make not stupid mistakes.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2019)

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