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„Green Frontier“: Diese Serie ist ein Glücksfall

Parallel zur Krimihandlung erzählt die Serie die Geschichte der Ureinwohner Ushe und Yua.
Parallel zur Krimihandlung erzählt die Serie die Geschichte der Ureinwohner Ushe und Yua.(c) Juan Pablo Gutierrez/Netflix
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Der Dschungel spielt die eigentliche Hauptrolle in der kolumbianischen Netflix-Serie „Frontera Verde“. Magisch, spannend und bildgewaltig.

Viel liest man derzeit über den Amazonas-Regenwald und dessen zunehmender Rodung, um Platz für Weideflächen und Ackerland zu schaffen. Die Bilder des brennenden Waldes gingen im Sommer um die Welt und sorgten vor allem durch die Debatte um die Klimakrise für Bestürzung. Aber der Dschungel ist mehr als eine „grüne Lunge“, die den CO2-Ausstoß der restlichen Welt kompensieren soll. Er ist Lebensraum für Pflanzen, Tiere und auch Menschen. Um diese Menschen geht es in der kolumbianischen Serie „Frontera Verde“, die auf dem deutschsprachigen Netflix absurderweise den englischen Titel „Green Frontier“ trägt.

Darin werden im Dschungel nahe der brasilianischen-kolumbianischen Grenze die Leichen von fünf Frauen entdeckt. Vier gehörten einer religiösen Gemeinschaft an, eine ist eine Indigene. Sie trägt die gleiche Kleidung wie die Gläubigen, aber sie wurde nicht erschossen, sondern ihr Herz wurde entfernt. Um die Mordfälle aufzuklären, reist aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá die Kommissarin Helena Poveda an, die in der Gegend geboren wurde. An ihrer Seite ermittelt der vielleicht oder vielleicht auch nicht korrupte Polizist Reynaldo Bueno (Nelson Camayo), der von seinem indigenen Volk verstoßen wurde.

Wohin führen die Ermittlungen?
Wohin führen die Ermittlungen?(c) Juan Pablo Gutiérrez/Netflix

Helena Poveda (toll: Juana del Rio) dringt dabei immer weiter in den Dschungel und in ihre eigene Vergangenheit vor. Parallel zur Krimihandlung erzählt die Serie die Geschichte der Ureinwohner Ushe (intensiv: Angela Cano) und Yua (stoisch: Miguel Dionisio Ramos). Einst flohen sie vor Kautschukjägern, die sie versklaven wollten - im Vergleich mit den aktuellen Entwicklungen wirkt das fast harmlos. Beide sind tief mit dem Dschungel verbunden. Ihre Dialoge gehören zu den schönsten Szenen: In einem magischen Raum außerhalb der Zeit, in dem sie aus Sternenstaub zu bestehen scheinen, sprechen die beiden über die „Mutter“ Dschungel und welche Bedeutung sie für das Leben als ganzes hat.

Überhaupt: Der Regenwald spielt die eigentliche Hauptrolle in der Serie. Immer wieder schwebt die Kamera über den Baumkronen, aus denen Wolken emporkriechen. Es dampft regelrecht. Man scheint die Hitze und Feuchtigkeit zu spüren. Sie könne nicht schlafen, beschwert sich Poveda einmal. „Der Dschungel ruft mich.“ Er ruft aus den Kehlen tausender Vögel. Gerade in der stillen Jahreszeit könnte die Serie darum für Zuschauer eine Wohltat sein.

Für die bildgewaltige Cinematographie sind drei Regisseure verantwortlich: Laura Mora Ortega, Jacques Toulemonde Vidal und Ciro Guerra, der in „Der Schamane und die Schlange“ (Oscar-nominiert) und Gangsterepos „Birds of Passage - Das grüne Gold der Wayuu“ bereits indigene Menschen in den Fokus seiner Filme gestellt hat. Und das – wie in „Frontera Verde“ – ohne jede Spur von Exotismus.

Die beiden Geschichten der Serie verdichten sich im Laufe der acht Folgen und natürlich ist Helena Povedas Vergangenheit mit den Morden verknüpft. Das macht die Serie spannend. Aber anders, als man zunächst vermutet. Die einzige Schwäche der Serie ist (wie so oft) der Bösewicht. Bei dem hätte man sich in der Background-Stroy das eine oder andere Detail sparen können. Der Dschungel und seine Bewohner sind auch ohne Dämonisierung bedroht genug.

Seit 16. August 2019 auf Netflix

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