Pizzicato

Pilzsammler Putin

Wo der russische Präsident, Wladimir Putin, Urlaub macht, gibt es keine Paparazzi. Seit mehreren Jahren reist er unter der Schirmherrschaft von Verteidigungsminister Sergej Schoigu in dessen abgelegene Heimat, Tuwa, an der Grenze zur Mongolei.

Würde ihm jemand folgen wollen, müsste er einen Helikopter mieten: zu auffällig. Die offiziellen Bilder, die die Öffentlichkeit zu sehen bekommt, sind sorgsam ausgewählt. Noch vor ein paar Jahren konnte man den russischen Staatschef in sportlichen Posen sehen: mit nacktem Oberkörper hoch zu Ross, beim Angeln im tosenden Wildwasser, beim Abfeuern einer Harpune. Putin, der „tolle Hecht“, Bezwinger der sibirischen Natur und sonstiger Gegenden, Verkörperung einer draufgängerischen Männlichkeit.

Die Eindrücke vom diesjährigen Urlaub, veröffentlicht anlässlich seines gestrigen 67. Geburtstags, sprechen eine neue ästhetische Sprache. Höflich könnte man sagen, dass die „reife“ Phase des Präsidenten begonnen hat. Putin wirkt bedächtig, nachdenklich und – ziemlich allein in all dem Grün (siehe Seite 24). Es sind Bilder eines Mächtigen, dem das Sammeln von Pilzen, Beeren und Tannenzapfen große Freude bereitet. Das ist vielleicht das unbeabsichtigte Drama der Aufnahmen: Sie zeigen einen Mann, der sich zur Ruhe setzen möchte, es aber nicht kann. (som)

Reaktionen an: jutta.sommerbauer@diepresse.com

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