Schottische Lichtgemälde im Filmmuseum

Das Empfindungskino der Margaret Tait wird ab 9. Oktober in Wien gezeigt.

„My mother lives in the windy Orkney Islands. It's certainly a wonderful place to be brought up in.“ Dieser Satz, der Margaret Taits kurzes Filmporträt ihrer Mutter beschließt, fasst mit anheimelnder Sachlichkeit eine ganze Künstlerinnenphilosophie: Die liebevolle Hinwendung zu Menschen und Orten, in deren Obhut das Herz und die Sinne gedeihen. Für Tait (1918–1999) war es vor allem der genannte Archipel am Nordzipfel Schottlands, wo sie geboren wurde und wo die meisten ihrer Arbeiten entstanden. Hier, am Schnittpunkt zwischen Wasser und Erde, spürte sie der Poesie der Dinge nach. Ein Brotberuf als Ärztin ermöglichte frühe Unabhängigkeit: Schon in den 1950ern verfolgte Tait die Vision eines puren Empfindungskinos. Meist schwelgt sie in Beobachtung des Gewöhnlichen, legt innere Schönheit frei: Farbsatte, aber kitschfreie 16mm-Aufnahmen von Gesten und Gesichtern, Landarbeit und -leben bezeugen Vertrautheit mit dem Abgebildeten, nur selten fügen Musik oder handgemachte Animationen etwas hinzu. Ab 9. Oktober zeigt das Wiener Filmmuseum eine Auswahl von Taits hierzulande kaum bekannten Lichtgemälden, Autorin Margret Kreidl liest heute, Dienstag, in der Alten Schmiede Gedichte der Schottin. (and)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2019)

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