Gespräche über dauerhaften Standort in Penzing laufen. Die Uni wünscht sich andere akademische und kulturelle Institutionen dort.
Wien. „Es ist ein Skandal“, sagt Michael Ignatieff über den erzwungenen Umzug seiner Central European University (CEU) aus Budapest nach Wien. „Aber es hat eine erfreuliche Auswirkung: Wir sind in Wien.“ Während in Favoriten die ersten rund 300 Studierenden ihr Semester beginnen, wird parallel über den zukünftigen, dauerhaften Standort verhandelt: das Otto-Wagner-Areal in Steinhof.
„Die Gespräche laufen sehr gut“, sagte Rektor Ignatieff am Montag in Wien. Eine der noch offenen Fragen ist aber, was auf dem Gelände im 14. Bezirk außer der CEU noch alles beheimatet sein könnte. Die Uni könne maximal ein Drittel bespielen – zuletzt war die Rede von 17 der Pavillons. „Wir brauchen Partner, um dieses Areal insgesamt zu entwickeln.“ Man wünsche sich – das sei auch die Idee der Stadt – andere wissenschaftliche und kulturelle Institutionen. Das Areal solle jedenfalls öffentlich zugänglich bleiben, das Theater etwa könnte als solches genutzt werden.
200 Millionen für Umzug
Fünf bis sechs Jahre werde man jedenfalls in Favoriten bleiben. Im Übergangsjahr pendeln die neuen Studenten semesterweise zwischen Wien und Budapest, die Lehrenden tageweise. Ab Herbst 2020 werden alle US-akkreditierten Studiengänge in Wien stattfinden. Zusätzlich zu ihren Master- und Doktoratsstudien vor allem in Sozial- und Geisteswissenschaften wird die CEU dann erstmals Bachelorstudien anbieten. Ganz aufgegeben werden die Aktivitäten in Budapest aber nicht.
Insgesamt hat die Uni – die vor 25 Jahren von US-Milliardär George Soros gegründet wurde – für die Umsiedelung bis 2025 rund 200 Millionen Euro budgetiert, sagte Rektor Ignatieff, der ein Mal mehr auch auf die Situation in Ungarn aufmerksam machte: Es gehe in Richtung Einparteienstaat – mitten in Europa. (beba)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2019)