Ideale Ariadne, schwerfälliger Bacchus

Pieczonka brilliert mit Strauss in der Staatsoper.

Ein Komponist, der Zerbinetta während ihrer halsbrecherischen Arie weitere Koloraturen aufs Notenblatt kritzelt. Eine Primadonna, die ob des störenden Komödiantenquartetts zu meditieren beginnt. Ein finaler Kuss, der nicht nur Komponist und Zerbinetta, sondern auch ernste und komische Oper vereint: Die Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf aus dem Jahr 2012 erwies sich auch in der 27. Aufführung als keineswegs abgespielt. Im eleganten Bühnenbild von Rolf Glittenberg agierte das Ensemble am Sonntag darstellerisch meist souverän, vokal gab es ein paar Dinge auszusetzen. Nicht aber bei Adrianne Pieczonka, die mit ihrer edlen Stimme eine ideale Primadonna/Ariadne war. Sie legte ihre Partie sehr lyrisch und farbenreich an, schaffte herrliche melodische Bögen und wusste auch in den dramatischen Passagen zu beeindrucken, wenn ihre Stimme in der tiefen Lage herrlich abgedunkelt daherkam.

Dezenz und Rausch am Pult

Als Zerbinetta zeigte Hila Fahima gestochen präzise Koloraturgirlanden, im tiefen Register fehlte es aber manchmal an Ausdruckskraft. Ähnlich Kate Lindseys Komponist: Während sie Spitzentöne und lange Legatobögen grandios servierte, war ihre Stimme im mittleren Register weniger schlagkräftig. Zudem darf die Textdeutlichkeit – die gerade in diesem sublimen Werk von Strauss und Hofmannsthal so wichtig ist – noch zunehmen. Stephen Goulds Tenor wirkte schwerfällig für Bacchus, Jochen Schmeckenbechers runde Stimme ideal für den Musiklehrer. Hans Peter Kammerer zeichnete den Haushofmeister als egozentrische Figur. Die Debüts des Abends waren Samuel Hasselhorns Harlekin mit warm timbrierter, eleganter Stimme und Leonardo Navarros Brighella mit beweglichem Tenor voll Schmelz.

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