BA Kunstforum

Dem Glück ist nicht zu trauen

Häusliche Idylle? Dabei ist nichts hier ganz, alles extrem fragmentiert. Ausschnitt aus „Akt in der Wanne“, 1925.
Häusliche Idylle? Dabei ist nichts hier ganz, alles extrem fragmentiert. Ausschnitt aus „Akt in der Wanne“, 1925. (c) Tate / Tate Images (Bonnard, Pierre)
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Pierre Bonnard, gerne als spätimpressionistischer Genremaler abgetan, legte in seine Malerei die Labilität der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hier kippt alles.

Es ist interessant, wie ein Maler wie Pierre Bonnard zu seinem schlechten, sagen wir banalen Image gekommen ist: Maler des Glücks, des sonnigen Alltags, der schönen Farben. Es gab sogar tatsächlich noch dieses Frühjahr Kritiker, die aus der großen Tate-Modern-Ausstellung fast angeekelt von soviel „lovelyness“ regelrecht flüchteten. Jetzt ist diese Ausstellung im BA Kunstforum in Wien zu sehen, betreut von Kuratorin Evelyn Benesch. Und an ihrem Ende steht zwar ein gewisses Glück, einen Maler für sich neu entdeckt zu haben. Aber auch die Erschütterung ob einer Malerei, deren Depressivität und Labilität von einer gewissen Schönheit der Farben nur erträglich gemacht wird. Es ist, wie Bonnard sagte: „Wer singt, ist nicht immer glücklich.“

Dieser Pierre Bonnard (1867–1947) blieb durch die immer rascher anrollende Kunstgeschichte mit seiner symbolistisch-dekorativen Gruppe der „Nabis“ nicht nur in der Luft hängen, wie er selbst meinte, sondern auch zwischen den Zeiten. Er übertrug das Gefühl zivilisatorischer Unsicherheit und Melancholie seiner nicht wenig spannenden Zeit ins Private. In seine in sich so verschlossenen Darstellungen seines intimsten Lebensumfelds. Was auf den ersten Blick so harmlos wirkt, diese häuslichen Szenen im Badezimmer, am Esstisch, am Fenster, sie alle zerfallen bei längerer Betrachtung in seltsame Perspektiven und undefinierte Flächen. Aus den verschatteten Gesichtern dieser Bilder dringt nie ein Blick nach außen.

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