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Rätselhafter Lkw-Vorfall schürt Terrorangst

Mit diesem Lkw fuhr ein Syrer in Limburg gegen mehrere Fahrzeuge.
Mit diesem Lkw fuhr ein Syrer in Limburg gegen mehrere Fahrzeuge.(c) REUTERS (STRINGER)
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Ein Syrer stiehlt einen Lkw und fährt damit gegen mehrere Autos. Was war sein Motiv?

Berlin/Limburg. Es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld. Zerbeulte Autos sind ineinandergeschoben. Sie stehen kreuz und quer auf der Fahrbahn. Es war gewiss Glück im Spiel, dass niemand schwer verletzt wurde, sondern die acht Opfer des Zusammenstoßes mit leichten Blessuren davonkamen. Ein 32 Jahre alter Syrer hatte einen Lkw gestohlen und danach gegen mehrere Fahrzeuge gesteuert.

Die Bilder aus der hessischen Kreisstadt Limburg schürten bei vielen Deutschen Terrorangst, sie weckten die kollektive Erinnerung an den Weihnachtsmarkt-Anschlag in Berlin 2016. Damals hatte der Tunesier Anis Amri einen Lkw gekapert. Amri setzte das Fahrzeug dann als Waffe gegen Weihnachtsmarkt-Besucher in Berlin ein. Und damals war es Terror. Im Limburger Fall ist das Motiv aber keineswegs so eindeutig.

Indizien für Amokfahrt?

Die für Terror zuständige Bundesanwaltschaft hat den Fall (noch) nicht an sich gerissen. Und das Landeskriminalamt sowie CSU-Innenminister Horst Seehofer warnten vor Spekulationen: Das Motiv sei unklar, es werde in alle Richtungen ermittelt. Offiziell wird dem Syrer versuchte Tötung vorgeworfen. Der „Hessische Rundfunk“ meldete am Dienstag, entgegen erster Berichte spreche vieles gegen einen Anschlag und für eine nicht politisch motivierte Amokfahrt.

Der Verdächtige war polizeibekannt. Allerdings nicht wegen extremistischer Umtriebe. Er hatte „keine Verbindungen in die gewaltbereite islamistische Szene“, teilte die Staatskanzlei in Hessen mit. Er soll aber wegen Drogenbesitzes, Ladendiebstahls und gefährlicher Körperverletzung aufgefallen sein. Der Mann war 2015 nach Deutschland gekommen, ein Jahr später wurde ihm subsidiärer Schutz gewährt.

Schwer bewaffnete Polizisten des Spezialeinsatzkommados SEK stürmten noch in der Nacht auf Dienstag die Wohnung des Syrers und eine zweite Unterkunft. Sie stellten Mobiltelefone und USB- Sticks sicher.

Während über das Motiv gerätselt wird, lässt sich der Vorfall selbst gut rekonstruieren: Am Montag um 17.18 Uhr zerrt der Syrer einen Lkw-Lenker aus dem Fahrerhaus und fährt los. Nach einigen Metern kracht er mit dem weißen Lkw in einem Kreuzungsbereich ungebremst in mehrere Fahrzeuge. Sieben Pkw und ein Kleintransporter werden zusammengeschoben. Auszubildende Polizisten sind zufällig vor Ort und nehmen den Mann fest. Vor dem Lkw-Vorfall soll er in einer Kneipe mit Verwandten Alkohol getrunken haben.

Die Tat hinterlässt Spuren in der 34.000-Einwohner-Stadt Limburg, wie SPD-Bürgermeister Marius Hahn in einem Interview sagte: „Man spürt eine Verunsicherung in der Bevölkerung.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2019)

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