Global Competitiveness Report 2019

Österreich im Standort-Ranking knapp nicht unter Top 20

PEROUTKA Guenther / WB
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Singapur ist das wettbewerbsfähigste Land der Welt. Österreich ist in der Vergleichswertung um einen Rang vorgerückt, Deutschland um vier Plätze zurückgefallen.

Singapur ist das wettbewerbsfähigste Land der Welt vor den USA, zeigt der aktuelle Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF). Deutschland ist in der neuen Rangliste von Platz 3 auf Platz 7 zurückgefallen, wie das Weltwirtschaftsforum (WEF) berichtet. Überholt wird Deutschland von Hongkong, den Niederlanden, der Schweiz und Japan. Österreich ist um einen Rang auf den 21. Platz vorgerückt. Auf einer Skala von 0 bis 100 fehlten  zwei Zehntelpunkte für einen Platz unter den Top 20. Größer sind die Abstände zu den Nachbarländern Schweiz und Deutschland, hinter denen Österreich um 7,0 bzw. 6,4 Prozentpunkte zurückliegt.

Wo Österreich (nicht) punktet

Österreich profitiert in der Rangliste von hoher makroökonomischer Stabilität, die in einer günstigen Budgetentwicklung sowie niedrigen Inflationsraten zum Ausdruck kommt. Gute Werte erzielt Österreich zudem in der Qualität traditioneller Infrastrukturen wie Straßen, Eisenbahnen, Elektrizität oder die Wasserversorgung sowie bei der Rechtssicherheit, z. B. beim Schutz geistiger und anderer Eigentumsrechte oder der Unabhängigkeit der Justiz.

Negativ wirken auf das Gesamtergebnis z. B. die hohe Belastung durch öffentliche Regulierungen, die beschränkte Anzahl von Flugverbindungen, die geringe Nutzung leistungsstarker Breitbandnetze oder die hohen Steuern und Abgaben auf Arbeit. Die österreichischen Führungskräfte beklagen zudem die mangelhafte Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, insbesondere auch solcher mit digitalen Fertigkeiten. Mangelnde Mobilität innerhalb Österreichs sowie Beschränkungen beim Einsatz ausländischer Arbeitskräfte verstärken den Fachkräftemangel. Unterdurchschnittlich sind auch die Indikatoren zur Unternehmensfinanzierung, wo z. B. die geringe Börsenkapitalisierung und der Mangel an Risikokapital negativ bewertet werden. Bemängelt werden weiters die geringe Bereitschaft zu unternehmerischen Risiko oder die Dauer der Gründung eines neuen Unternehmens.

Das österreichische Forschungssystem scheint hingegen besser zu sein als der Ruf. Während Österreich im Hinblick auf "prominente" Forschungsinstitute nur den 32. Platz einnimmt, liegt es bei den wissenschaftlichen Publikationen unter den besten 20 Ländern und bei den Forschungsausgaben sowie den Patentindikatoren innerhalb der Top 10.

Probleme für die Zukunft

Im Gesamtindex Wettbewerbsfähigkeit liegen die ersten Länder dicht beieinander. Singapur kommt auf 84,8 von 100 möglichen Punkten, Deutschland auf 81,8. Der Durchschnitt aller Länder liegt bei 61 Punkten. Darin sieht das WEF Probleme für die Zukunft. "Der Graben bei der Wettbewerbsfähigkeit ist umso besorgniserregender, weil die Weltwirtschaft mit der Aussicht auf einen Abschwung konfrontiert ist", so das WEF. "Die veränderte geopolitische Lage und die wachsenden Handelsspannungen heizen Unsicherheiten an und könnten zu einer Konjunkturabschwächung führen."

Die besten europäischen Standorte werden angeführt von den Niederlanden (4. Rang), der Schweiz (5. Rang) sowie Deutschland (7. Rang), das um vier Plätze zurückgefallen ist. Dahinter folgen auf den Rängen 8 bis 11 Schweden, das Vereinigte Königreich, Dänemark und Finnland.

China steht unverändert auf Platz 28 der 141 untersuchten Staaten im Globalen Wettbewerbsbericht 2019 der Stiftung WEF. Auf den letzten Rängen liegen der Kongo, Jemen und Tschad. Das rohstoffreiche Venezuela rutschte wegen der katastrophalen Wirtschaftslage 6 Plätze ab und landet mit Platz 133.

Den WEF-Wettbewerbsbericht gibt es zwar seit 1979, die Methode wurde aber immer wieder verfeinert. Weil seit 2018 neue Bewertungsmethoden gelten, ist ein Vergleich mit früheren Rankings nicht möglich. Das WEF beurteilt bei der Wettbewerbsfähigkeit mehr als 100 Indikatoren, etwa aus den Bereichen Finanzsystem, Infrastruktur, Bildung oder Arbeitsmarktbedingungen. Es berücksichtigt Daten ebenso wie Umfragen unter Unternehmern. Das WEF ist vor allem durch seine exklusive Jahreskonferenz mit Unternehmern und Politikern in Davos bekannt.

Das WIFO ist Partner des WEF. Das Ranking beruht auf 103 Indikatoren, von denen "harte" statistische Daten für 70 Prozent der Gesamtbewertung verantwortlich sind. 30 Prozent beruhen auf den Einschätzungen von rund 13.000 Führungskräften weltweit. In Österreich haben 167 Führungskräfte an der vom WIFO durchgeführten Befragung teilgenommen.

(APA/dpa)

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