Drei Ausstellungen, die Sie jetzt unbedingt sehen sollten - abgesehen vom Hasen

© Maria Lassnig Stiftung © Stefan Altenburger Photography Zürich
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Anfang Oktober - und ich bin fertig mit meinen Nerven. Gefühlte 100 Ausstellungen wurden diesen Herbst in Wien eröffnet. Hier meine Top 3, ein Familientipp. Und natürlich: Last Minute!

Anfang Oktober - und ich bin fertig mit meinen Nerven. Gefühlte 100 Ausstellungen wurden diesen Herbst in Wien eröffnet, ungefähr alle im September. Die zwei Kunstmessen nicht zu vergessen. Und das Galerienfestival Curated by, dazu weiter unten noch. Ja, Wien boomt als Kunststadt. Wer das immer noch leugnet, der hat keine Ahnung. Das kann aber auch echt anstrengend sein, wenn man alles sehen möchte bzw. soll. Schnauf. Hier also jetzt meine Top drei für das Wochenende (abgesehen von der Dürer-Ausstellung in der Albertina, die ist sowieso Pflicht). Plus ein Last Minute natürlich.

Richard Gerstl im Leopold Museum. Er ist der wahre Wahnsinnige in Wien um 1900. Bis zu seinem frühen Selbstmord (er wurde gemobbt wegen der Affäre mit Mathilde Schönberg) hat Gerstl einfach alles gesprengt, was damals in der Malerei so erlaubt war. Diese Bilder muss man sich unbedingt aus der Nähe anschauen, so expressiv war auch danach nicht schnell einer. Weit voraus! Unbedingt hingehen. Bis 20. Jänner. Tägl. außer Dienstag 10-18h, Donnerstag bis 21h.

Pierre Bonnard im BA Kunstforum. Er galt als Maler des Glücks, von postimpressionistischen Farborgien. Dabei finde ich seine seltsamen Bilder intimster Alltagsszenen mit seiner Frau Marthe sehr unbequem, sehr verschlossen, nahezu depressiv. Alles - Räume, Körper, Hunde! - ist irgendwie angeschnitten, nahezu verstümmelt, die Gesichter alle verschattet bzw. ohne Blick. Ein schräger Typ zwischen Dandy und Spießer. Bis 12. Jänner. Täglich 10-19 Uhr, Freitag bis 21 Uhr.

Wolfgang Paalen im Unteren Belvedere. Noch so ein stranger Typ, 1905 geboren in Wien, das erklärt dann doch einiges. Der Vater erfand Staubsauger mit Namen "Vampyr". Was blieb dem Sohn anderes übrig, als Surrealist zu werden. Und zwar praktisch der einzige mit Wiener Wurzeln, er ging bald nach Paris, dann nach Mexiko. Das Belvedere zeigt eine herrlich indiskrete Ausstellung voll Biografie und Fotos seiner Frauen und natürlich unglaublichen surrealen Gemälden. Mit Rauch gemalt zum Beispiel, Christian Eisenberger darf das also nicht versäumen. Sie auch nicht. Bis 19. Jänner. Täglich 10 bis 18 Uhr, Freitag bis 21 Uhr.

Cherchez la Femme: Maria Lassnig in der Albertina. Gut, das ist jetzt ein bisschen geschummelt, aber alle drei Tipps waren jetzt in Windeseile schon voll. Es braucht aber unbedingt noch einen - also her mit dieser neuen Unterkategorie! "Für Feministinnen" hätte Lassnig gehasst, den würde sie mir auch krumm nehmen, aber immerhin ist er auf französisch, sie hat ja auch in Paris gelebt. Jedenfalls: Die nur auf ihre Gemälde konzentrierte Retrospektive ist großartig. Und zeigt, dass Lassnig der international bedeutendste Maler (sic, so wollte sie das immer) war, den Österreich in der Nachkriegszeit hervorgebracht hat. Vom Stil und von den Themen her. Bis 1. Dezember. Täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch & Freitag 10 bis 21 Uhr

Für Familien: Vertigo und das Riesenbillard von Haus-Rucker-Co (eine Hüpfburg!). Alfred Schmeller, der zweite Direktor des Mumok (ab 1969) war ein Pionier, Museen einem breiteren Publikum zu öffnen. Seine zweite Ausstellung im 20er Haus (damals noch Mumok) war tatsächlich eine riesige weiße Hüpfburg, mit drei riesigen weißen, ebenfalls aufgeblasenen Kugeln drinnen. Ersonnen von Haus-Rucker-Co. Plakatiert wurde das Spektakel mit: "Der Prater ist geschlossen. Kommen Sie ins Museum!". Das Mumok hat das Riesenbillard jetzt wieder rekonstruiert, auch Kinder dürfen ab einer gewissen Größe hinein. Sonst werden sie auch in den anderen Stockwerken glücklich, wo noch die Op-Art-Erlebniswelt "Vertigo" eingerichtet ist. Lauter Erlebnisstationen für Augen und Geist. Das hätte auch Schmeller gefallen. Vertigo bis 26. Oktober nur noch. Riesenbillard und Schmeller-Ausstellung bis 26. Februar. Achtung, Montag nur 14–19h, Dienstag bis Sonntag: 10–19h, Donnerstag: 10–21h

Last Minute: Curated by. Schnell, das Galerienfestival läuft nur noch bis Samstag. Und das ist schrecklich, weil ich habe immer noch nicht alles gesehen, was ich sehen wollte. Etwa den jungen israelischen Künstler Gil Yefman bei Silvia Steinek, der so toll sein soll, sie wird mir das ewig vorhalten. Oder die Gruppenausstellung zu "Cursed Images", verfluchten Bildern, einem sehr unheimlichen Instagram-Trend, bei Lisa Kandlhofer. Sorry, aber ich schaff es einfach nicht mehr. Jetzt müssen Sie übernehmen.

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