Pizzicato

Heiße Kartoffeln

Man behaupte nicht, in den EU-Institutionen sei man vom eisigen Wind isoliert, der uns Normalsterblichen um die Nase pfeift: Zulagen hin, Zuschüsse her, wenn die Erdäpfel teurer werden, schrillen in der Brüsseler Blase die Alarmglocken.

„Am vergangenen 5. August, während der Großteil von uns auf Ferien war, sind die Preise der Kantine in Brüssel in die Höhe geschossen“, eröffnete der Personalausschuss des Europaparlaments am 9. September der Belegschaft. „Von einem Tag auf den anderen sind die Preise um zwölf Prozent gestiegen. Und im Laufe der vergangenen beiden Jahre sind gewisse Produkte noch viel teurer geworden. Der Kaffee kostet um 25 Prozent mehr, der Salat um 37 Prozent, die Fritten um 67 Prozent, was enorm ist. Noch dazu in Belgien!“

Ganz überraschend mag das bei selbst nur oberflächlicher Wahrnehmung der täglichen Nachrichten oder dem regelmäßigen Besuch eines Supermarktes nicht sein, Stichwort: Rekordhitze. Wenn's heiß ist, wächst der Erdapfel nicht recht, weder in mehligen noch in festkochenden Form. Weniger Ware, gleiche Nachfrage, höhere Preise. Ehe die Erbsenzähler und Kartoffelvermesser des Personalausschusses nach staatlicher Intervention rufen, sei ihnen der Verweis auf das Jahr 2017 hinterbracht: da gab es in Belgien eine Rekordernte – und folglich enorme Preissenkungen. GO

Reaktionen an: oliver.grimm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2019)

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