Arnold Schwarzenegger 1976.
Fitness

Hoch die Hanteln! Nieder mit dem Geist?

Der Besuch im Fitnessstudio ist zum Volkssport Nummer eins geworden. Das sollte uns nicht nur ins Schwitzen, sondern auch zum Nachdenken bringen. Was Dichter, Philosophen und Kulturdiagnostiker zum Körperkult zu sagen haben.

Für Rousseau stand fest, wie sein fiktiver Ziehsohn Émile zum ganzen Menschen reifen sollte: „Um seine Seele zu festigen, muss man seine Muskeln stärken.“ Dem Aufklärer folgten die Turner, und ihnen die Nazis, die germanisches Kanonenfutter vom Pimpf an drillten. Entsprechend schwer taten sich später Leibeserzieher, ihre Schüler zu Kniebeugen und Klimmzügen zu animieren. Heute müssten sie gerührt sein: Über eine Million Österreicher zieht es in Fitnessklubs. Längst ist der Besuch solcher Einrichtungen Volkssport Nummer eins.

»Um seine Seele zu festigen, muss man seine Muskeln stärken. [...] Der Gämse müsste er nacheifern, nicht dem Opernsänger.«

Jean-Jacques Rousseau im Erziehungsroman ''Émile''

Das sollte uns nicht nur ins Schwitzen, sondern auch zum Nachdenken bringen. Ist es überhaupt ein Sport? Den Ort des Geschehens nennen die meisten „Studio“. Wie beim Nagelstudio oder Sonnenstudio geht es ums Stylen. Nur die Deutschen behaupten trotzig, sie gingen „zum Sport“ (mit ganz langem „o“). Aber im Sport messe ich mit meinesgleichen oder an der Natur. Im Studio modelliere ich Muskeln, pumpe sie künstlich auf oder stärke sie beim Fettverbrennen, wie den Herzmuskel beim „Kardio-Training“. So nennt man in dieser Parallelwelt das Sich-Bewegen, das zu einem Auf-der-Stelle-Treten verkümmert. Die Fitness dient, wie eine Diät, allein der Schönheit.

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