Studie

Zu viele stationäre Aufenthalte, zu wenig Jungärzte

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Symbolbild. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Um unnötig hohe Gesundheitsausgaben zu vermeiden, sei ein Ausbau der ambulanten Versorgung nötig. Ebenso bessere Rahmenbedingungen für junge Mediziner – denn Österreich gehe der medizinische Nachwuchs aus.

Wien. Unnötig hohe Kosten im stationären Bereich und einen Mangel an Ärzten: Das ortet eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien und des IGES Instituts Berlin zu Gesundheitsausgaben. Es gebe politischen Handlungsbedarf, so die Autoren am Mittwoch.

Die Studie verglich Österreich mit Deutschland und der Schweiz. Österreich gibt mit 10,3 Prozent des BIP am wenigsten für Gesundheit aus. In Deutschland sind es 11,2, in der Schweiz 12,2 Prozent. Gleichzeitig sei der Anteil stationärer Leistungen im Dreiländervergleich mit 44 Prozent in Österreich am höchsten.

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IGES-Geschäftsführer Martin Albrecht sieht vor allem in der besseren Koordinierung der Leistungen Potenzial. Durch einen Ausbau der ambulanten Versorgung könnte der kostenintensive stationäre Bereich entlastet werden. Österreich und Deutschland waren 2017 mit jeweils mehr als 23.000 Krankenhausaufenthalten pro 100.000 Einwohner OECD-Spitzenreiter. Die Schweiz verzeichnete im Vergleich nur rund 15.000 Aufenthalte.

Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer, warnte vor dem Mangel an professionellem Nachwuchs. Einem jährlichen Bedarf von etwa 1450 Ärzten stünden 1400 Absolventen für Humanmedizin gegenüber, von denen aber 40 Prozent nicht in Österreich arbeiten würden. Das mache sich insbesondere im niedergelassenen Bereich und außerhalb der Städte bereits bemerkbar. Und bald drohe eine Pensionierungswelle.

Um junge Mediziner im Land zu halten, müssen sich laut Steinhart vor allem die Rahmenbedingungen bessern. Das betreffe nicht nur die Entlohnung, sondern auch die Möglichkeiten der Ausbildung und Spezialisierung, sowie flexible Arbeitszeitmodelle. Leo Chini von der Wirtschaftsuniversität Wien erklärte die Motivation der Studie damit, dass man der Politik Zahlen als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung stellen wollte. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2019)

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