Interview

Ariel Muzicant zum Anschlag in Halle: " Wir haben das vorausgesehen"

Ariel Muzicant, Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses und des Europäischen Jüdischen Kongresses
Ariel Muzicant, Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses und des Europäischen Jüdischen Kongresses(c) Clemens Fabry, Presse
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Der Vizechef des Jüdischen Weltkongresses sieht ein Versagen der Gesellschaft im Kampf gegen Antisemitismus. Er gibt jenen Mitverantwortung für die Tat, die rechtsextremes Gedankengut verbreiten - in Österreich nennt er Teile der FPÖ.

Müssen Europas Juden nach dem Anschlag in Halle nun in größerer Angst leben?

Ariel Muzicant:
Wir haben das vorausgesehen, und wir haben es vorausgesagt. Alle Versuche, das auf einen Einzeltäter zu reduzieren, sind falsch. Der Täter in Halle ist nicht als Antisemit auf die Welt gekommen. Er hat seine Ideologie und Gesinnung in einem Umfeld erworben. Wir beobachten die Situation seit Monaten, wenn nicht Jahren mit großer Sorge, sei das in Deutschland, sei das in Österreich, sei das in anderen Ländern. An dieser Tat tragen all jene Mitverantwortung, die rechtsextremes, die nationalsozialistisches und antisemitisches Gedankengut verbreiten. Das sind in Deutschland die AFD, das sind in Österreich einige Herrschaften in der FPÖ, die Burschenschafter, die Identitären und viele andere. Außer Sonntagspredigten ist relativ wenig geschehen.

Sie sehen also ein Versagen der Behörden und der Politik?

Nein, das ist kein Versagen der Behörden, das ist ein Versagen der Gesellschaft, das geht weit über die Behörden hinaus.

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