Peter Handke in Venedig, 1982.
Ihre Meinung

Mitreden: Was halten Sie vom Nobelpreis für Peter Handke?

15 Jahre nach Elfriede Jelinek bekommt wieder ein österreichischer Schriftsteller einen Literaturnobelpreis: Peter Handke erhält den Preis 2019, die polnische Autorin Olga Tokarczuk für 2018. Wie finden Sie die Entscheidung der Nobelpreis-Jury? Ist Handke, der u.a. die Kriegsverbrechen in Serbien verharmloste, die richtige Wahl?

Ein doppelter Literaturnobelpreis wurde in diesem Jahr verliehen, weil er im Vorjahr nicht vergeben wurde. Und der Preis geht neben der polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk nach 15 Jahren mit Peter Handke wieder an einen Österreicher. Zuerst ist bei so einer Nachricht immer Euphorie und Stolz. „Wir sind Nobelpreis“, tweeteten am Donnerstag viele Journalisten und Vertreter aus der Literaturbranche. Beim Suhrkamp-Verlag, der Handkes Werke verlegt und beim Schweizer Kampa Verlag, der Tokarcuks Bücher auf Deutsch herausbringt, war am Donnerstag jedenfalls  großer Jubel angesagt. 

Erst nach einem Moment des Nachdenkens folgt dann gerne ein „Ja, aber...“ Doch dieses Jahr bleibt die Kritik an den Preisträgern relativ verhalten. Vor allem in Österreich haben sich von Bundespräsident Alexander Van der Bellen abwärts Politiker und Literaturexperten sehr positiv und anerkennend über den Preis an den 76-jährigen Handke geäußert. Und das obwohl der vor noch gar nicht allzu langer Zeit stark für seine Haltung im Balkan-Konflikt kritisiert wurde, weil er auf der Seite Serbiens stand, die Nato für ihre Luftschläge verteidigte und 2006 bei der Beerdigung des jugoslawischen Ex-Diktators Slobodan Milošević eine Rede hielt.

Elfriede Jelinek, die 2004 den Literaturnobelpreis bekam, schrieb der APA: „Großartig! Er wäre auf jeden Fall schon vor mir dran gewesen.“ Sie freue sich auch deshalb, weil die Auszeichnung an jemanden gehe „auf den sie in Östereich endlich stolz sein werden“. 

Laute Kritik kam eher aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland. So hinterfragt der US-amerikanische PEN-Club die Entscheidung massiv. Und geben Kritiker zu bedenken, dass man Werk und Autor nicht so ohne weiteres trennen könne. 

„Presse"-Theater- und Literaturkritiker Norbert Mayer schreibt in seinem Leitartikel, dass Handke den Nobelpreis zumindest für sein ästhetisches Werk „auf jeden Fall“ verdient hat: „Seit mehr als 50 Jahren schreibt der aus Kärnten stammende Dichter immer wieder Weltliteratur. Das ist wichtiger als die politischen Irrwege, die er ging.“

Anne-Catherine Simon schreibt in ihrer Vorstellung von Olga Tokarczuk, dass der Literaturnobelpreis „noch nie so österreichisch war“ wie dieses Jahr.

Kritik gibt es in den sozialen Netzwerken nicht nur an Handkes politischen Irrwegen, sondern auch an seinen regelmäßigen abwertenden Äußerungen über Frauen und sein Unverständnis der #MeToo-Bewegung gegenüber.

Nun Sind Sie gefragt: Wie finden Sie die Entscheidung der Nobelpreis-Jury? Sind die beiden eine gute Wahl? Welche Werke der beiden mögen Sie?

((awa))

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