Kurioses

Video: Wenn ein Hubschrauber eine Militärparade verbläst

YouTube
  • Drucken

Schräger Vorfall in Indonesien bei den Feiern zur Gründung der Streitkräfte im Oktober 1945.

Nein, das war kein Werk der englischen Komikertruppe Monty Phyton: Bei einer Militärparade in Indonesien vor wenigen Tagen ist ein Kampfhubschrauber dermaßen tief übers Festgelände geflogen, dass es Zeltdächer und Plakatwände bei der Ehrentribüne umriss und die Gäste und Soldaten dort tüchtig durcheinanderwirbelte.

Der Vorfall ereignete sich entweder während der Parade auf der Luftwaffenbasis Halim Perdanakusuma in Jakarta oder bei einer Übung zuvor anlässlich des 74. Jahrestags der Gründung der indonesischen Streitkräfte am 5. Oktober 1945. Verursacher des Chaos war ein schwerer Kampfhubschrauber des russischen Herstellers Mil, Modell Mi-35P, dessen zweiköpfige Besatzung entweder vom geplanten Kurs abgekommen oder falsch instruiert worden war.

Was passierte, zeigt das Video unten am besten. Die Bühne und ihr Umfeld waren jedenfalls auf die heftige Abwindentwicklung des Hubschraubers offensichtlich nicht eingestellt.

Berichte über Verletzte liegen nicht vor. Leider endet der Film sehr abrupt, sodass man die Folgen nicht sieht. Berichten zufolge wurde kurz aufgeräumt und der Truppenvorbeimarsch fortgesetzt.

Indonesien besitzt aktuell etwa sechs Mi-35P; weitere dürften folgen. Mi-35-Kampfhubschrauber fliegen unter anderem auch in Angola, Brasilien, Kuba, Tschechien, Zypern und Russland. 

Unabhängigkeitskrieg gegen die Niederlande

Indonesien war übrigens seit Anfang des 17. Jahrhunderts Kolonie der Niederlande und im Zweiten Weltkrieg von den Japanern sehr schnell erobert worden. Schon 1943, unter japanischer Besatzung, riefen Nationalisten die Unabhängigkeit von den Niederlanden aus, das wurde nach Kriegsende im August 1945 bestätigt.

Die Niederlande versuchten, das riesige Inselreich mit seinen enormen natürlichen Resourcen zurückzugewinnen, scheiterten aber bis 1949 im Niederländisch-Indonesischen Krieg, an dem anfangs (bis Ende 1946) auch britische und indische Truppen auf Seiten der Holländer standen. Die militärischen Kräfte der Niederländer waren indes für die Kontrolle der mehr als 6000 bewohnten Inseln so weit entfernt vom Mutterland nicht ausreichend, Kampfmoral und -Erfahrung der holländischen Soldaten waren mäßig, die Finanzlage des Landes nach dem Weltkrieg war schlecht und es gab politischen Widerstand vor allem der USA, die auf Verhandlungen drängten.

In den Niederlanden spricht man von dem Krieg bis heute als „Polizeiaktion", die allerdings auf Seite des indonesischen Militärs zwischen 45.000 und 100.000 Todesopfer forderte, dazu mehr als 90.000 tote Zivilisten. Die Holländer verloren mehr als 6000 Mann.

Nationaal Archief

Am Ende wurde Indonesien im Dezember 1949 auch formell unabhängig; nur die Region Niederländisch-Neuguinea ganz im Osten verblieb bei Holland, es sollte ein eigener Staat daraus entstehen. Allerdings unterminierten die Indonesier das Projekt und schickten ab Ende 1961 Truppen dorthin, die die extrem unterentwickelte Dschungelregion infiltrierten. Es kam zu Gefechten mit holländischen Truppen und sogar zu einer nächtlichen Seeschlacht in der Arafurasee zwischen drei indonesischen Torpedobooten, die 150 Soldaten ins holländische Gebiet einschmuggeln sollten, und drei niederländischen Zerstörern. Ein Torpedoboot wurde versenkt, eines kampfunfähig geschossen, das dritte lief auf ein Riff auf. 21 Indonesier starben, mehr als 50 wurden gefangen, die übrigen konnten entkommen. Die Holländer hatten keine Verluste.

Nach weiteren Auseinandersetzungen, angesichts der Gefahr eines größeren Angriffs der Indonesier und diplomatischen Drucks der USA und UdSSR wurde das Gebiet Ende 1962 unter UN-Verwaltung gestellt, 1963 Indonesien als Verwaltermacht übergeben und 1969 von dieser nach einer manipulierten Volksabstimmung annektiert. 

----

>>> Das Hubschrauber-Video:

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.