Abiy Ahmed

Friedensnobelpreis geht an äthiopischen Premierminister

APA/AFP/MICHAEL TEWELDE
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Nach seinem Amtsantritt 2018 schloss Abiy Ahmed nach 20 Jahren des Krieges ein Friedensabkommen mit dem Nachbarland Eritrea und setzte innenpolitische Reformen in Gang.

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed erhält in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Der mit 43 Jahren jüngste Regierungschef in Afrika wird für seinen Einsatz für Frieden und internationale Zusammenarbeit und vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem äthiopischen Nachbarland Eritrea ausgezeichnet. Das gab das norwegische Nobelkomitee am Freitag in Oslo bekannt. Ebenfalls lobte das Komitee Abiys Vermittlungsrolle in den Konflikten zwischen Kenia und Somalia sowie im Bürgerkrieg im Sudan.

Nach 20 Jahren des Krieges unterzeichneten Abiy und der Präsident von Eritrea, Isaias Afewerki, vergangenes Jahr ein Friedensabkommen. Der Krieg zwischen Äthiopien und der früheren italienischen Kolonie Eritrea war 1998 entbrannt. Eritrea hatte erst fünf Jahre zuvor nach einem Guerillakrieg 1993 die Unabhängigkeit von Äthiopien erlangt. Doch Addis Abeba sabotierte ein Friedensabkommen, das es zur Rückgabe des Wüstenorts Badme gezwungen hätte. Eritrea rüstete die Armee hoch – mit dem Effekt, dass junge Eritreer in Scharen vor dem rigorosen Militärdienst nach Europa flohen.

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80.000 Menschen fielen dem Krieg zum Opfer, der im Jahr 2000 im Frieden von Algier nur formal zu Ende ging, de facto aber immer wieder aufflammte. Denn Äthiopien weigerte sich, das Urteil des Schiedsgerichts in Den Haag zu akzeptieren, das Badme letztlich Eritrea zuschlug. Erst Abiy Ahmed konnte einen Durchbruch in dem Konflikt am Horn von Afrika erzielen, als er den Schiedsspruch schließlich annahm.

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Abiy brach mit Politik seiner Vorgänger

„Als Premierminister hat Abiy Ahmed Versöhnung, Solidarität und soziale Gerechtigkeit gestärkt“, sagte das Komitee in Oslo am Freitag. „Äthiopien ist das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung in Afrika. Ein friedliches, stabiles und erfolgreiches Äthiopien wird viele positive Nebeneffekte haben.“

Die Jury hob Abiys innenpolitische Reformen hervor. Seit er im April 2018 an die Regierung kam, brach er mit der autoritären Politik seiner Vorgänger: Er leitete eine Liberalisierung der Wirtschaft ein, ließ politische Gefangene frei, erlaubte Rebellengruppen die Rückkehr ins Land und ließ dutzende Vertreter aus Militär und Geheimdienst wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverstöße festnehmen. Gleichzeitig stärkte er die Rolle von Frauen in der Politik - die Hälfte der Ministerposten sind mit Frauen besetzt - und leitete freie Wahlen ein.

Trotz alledem, merkte das Komitee an, gebe es noch viel zu tun. Ethnische Konflikte im Land bleiben ungelöst. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros (OCHA) waren 2018 fast 3,2 Millionen Menschen innerhalb der Landesgrenzen auf der Flucht, fast doppelt so viele wie im Jahr davor. Mit dem Preis wolle man den äthiopischen Ministerpräsidenten nun "in seiner wichtigen Arbeit für Frieden und Versöhnung" stärken. Abiy habe die Auszeichnung am meisten verdient.

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301 Persönlichkeiten nominiert

Bei den Buchmachern war allerdings die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg die große Favoritin. Obwohl sie nun leer ausging, kann sie sich zumindest mit dem alternativen Nobelpreis trösten: Die schwedische Right Livelihood Foundation erklärte jüngst, Thunberg werde ausgezeichnet, weil sie "politische Forderungen nach sofortigen Klimamaßnahmen auf der Basis wissenschaftlicher Tatsachen" angestoßen und für deren Ausbreitung gesorgt habe. Der Right Livelihood Award gilt als "alternativer Nobelpreis" und ist je Preisträger mit einer Million Schwedischen Kronen (rund 94.000 Euro) dotiert.

Im vergangenen Jahr erhielten der kongolesische Arzt Denis Mukwege und die irakische Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad die Auszeichnung für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe. Die diesjährige Vergabe ist die 100. in der Geschichte des Friedensnobelpreises. Seit der ersten Auszeichnung 1901 gab es in 19 Jahren, vor allem in Kriegs- und Krisenzeiten, keinen Preisträger.

(ag./me)

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