Senioren

Digitalisierung für ältere Semester

Auch Senioren wollen an der digitalen Welt teilhaben. Die Nachfrage nach einschlägigen Kursen ist entsprechend groß.
Auch Senioren wollen an der digitalen Welt teilhaben. Die Nachfrage nach einschlägigen Kursen ist entsprechend groß.(c) Getty Images (vitranc)
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Digitale Alltagskompetenzen sollen ein selbstbestimmtes Leben erleichtern.

Kommunizieren via WhatsApp, Behördenanträge per Handysignatur, Internet-banking – um in der digitalen Welt auf dem Laufenden zu bleiben, heißt es ungeachtet des Alters ständig dazuzulernen. Um Senioren die Möglichkeiten und Risken im Umgang mit Smartphones, Tablets und PC vor Augen zu führen, verbreitert sich das Bildungsangebot zusehends. „Man hat es mit einer sehr heterogenen Zielgruppe zu tun“, sagt Edith Simöl, Leiterin der vom Sozialministerium geförderten Servicestelle „digitale SeniorInnen“, „es geht um Menschen in verschiedenen Alters- und Lebensphasen mit unterschiedlichen Wissensständen.“ Die Bandbreite reicht von solchen, die sich in einer sehr aktiven nachberuflichen Phase befinden bis zu jenen, für die Lernprozesse schon weit entfernt sind: „Sie erkennen, dass eine gesellschaftliche Teilhabe mehr und mehr Kenntnisse der digitalen Welt erfordert“, sagt Simöl, die Bildungseinrichtungen bei der Umsetzung von Bildungsangeboten für Senioren unterstützt.

Damit das Angebot seine Nutzer findet, muss es Berührungspunkte mit dem Alltag bieten. Karin Niederhofer erklärt in ihrem Seniorencolleg in Wien seit mehr als zehn Jahren den Kursteilnehmern die digitale Welt. „Viele trauen sich anfangs die Nutzung eines Smartphones nicht zu, erkennen aber bald den Mehrwert und auch den Spaßfaktor.“ SMS verschicken, Kontaktdaten speichern, Fotos verwalten, einen Notruf absetzen, Virenschutz und Updates beherrschen, Phishing Mails erkennen – all das können Inhalte sein. In monatlichen I-Collegs läuft das Weiterbildungsangebot konstant weiter. „Es ist nicht allein mit Einführungskursen getan“, bekräftigt Simöl, „die digitale Welt verändert sich rasch, da braucht es weitere Begleitung.“ Niederhofer hat mit regelmäßigen Webinaren ein ortsunabhängiges Angebot erstellt, im Waldviertel will sie künftig verstärkt niederschwellig ältere Menschen erreichen, „gerade in ländlichen Gegenden gibt es oft noch größeren Handlungsbedarf“.

Viel Zeit für Fragen

In den Schulungen selbst ist die Art der Wissensvermittlung ein wesentlicher Aspekt: „Es braucht Raum für Wiederholung und vor allem viel Zeit für Fragen“, betont Simöl. Das bestätigt Sabine Steinkellner, Projektleiterin der SeniorInnenuni an der IMC Fachhochschule Krems, die mit Unterstützung des Landes Niederösterreich realisiert wird: „In den Kursen passiert sehr viel Interaktion.“ Derzeit läuft der dritte, viersemestrige Lehrgang. Von den acht Modulen beschäftigt sich eines mit Digitalisierungsthemen von Softwareanwendungen über IT-Security bis zu Blockchain und Internet of Things. Das Alter der 26 Teilnehmer reicht von 58 bis 78 Jahren, ein Bildungsabschluss ist nicht Voraussetzung. Ein vierter Lehrgang soll folgen.

„Neben klassischen Kursangeboten mit fixen Zeiten sind informelle Lernsettings von großer Bedeutung“, sagt Simöl, „sie tragen nicht zuletzt sozialen Aspekten Rechnung.“ EDV-Stammtische sind ein Beispiel. Diese ergänzen auch das Angebot des „ISA Institut sei aktiv“, einer Bildungsinitiative des OÖ Seniorenbundes und des Wifi OÖ. Von Kursen für Smartphones und Tablets auf Einsteiger- oder Fortgeschrittenenniveau über Bildbearbeitung und Fotobücher bis zu WhatsApp reicht das Programm an den Standorten Linz, Wels, Gmunden und Bad Ischl. Ein Lehrender kümmert sich um maximal sechs Teilnehmer.

Interesse am Smartphone

„Die Nachfrage nach Smartphone-Kursen ist am höchsten“, weiß Manfred Mühlberger vom Wifi Oberösterreich, „viele merken, dass sie sonst von der Digitalisierung überholt und überrollt werden“. Im Katholischen Bildungswerk Salzburg wird die Angebotsreihe „Inter-nette SeniorInnen“ umgesetzt. Neben Seminaren mit maximal vier Teilnehmern gibt es Termine zu speziellen Fragen der digitalen Nutzung im Alltag. Tablets können entliehen werden. „Es handelt sich um ein generationenübergreifendes Angebot, die Trainer sind junge Mitarbeiter, was das Voneinander-Lernen fördert“, sagt die pädagogische Mitarbeiterin Christina Sablatnig.

Für seniorengerechtes Lehren und Lernen vergibt die Servicestelle „Digitale SeniorInnen“ seit zwei Jahren die Auszeichnung „Good Practice“. Simöl ist es darüber hinaus ein Anliegen, „Altern nicht als Prozess zunehmender Defizite wahrzunehmen, vielmehr geht es um ein selbstbestimmtes Leben“.

Web: www.fit4internet.at,

www.seniorencolleg.at,

www.seniorenuni.at,

www.bildungskirche.at,

www.isa.at,

www.digitaleseniorinnen.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2019)

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