Kritik

Stadttheater Klagenfurt: Auf Handkes Dorfplatz herrscht jetzt Krieg

Glamour und Verzweiflung auf der Agora: Handkes stummes Spiel fasziniert unverändert.
Glamour und Verzweiflung auf der Agora: Handkes stummes Spiel fasziniert unverändert. (c) Karlheinz Fessl
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„Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ als imposantes, aber auch etwas langes Hochamt für den Literaturnobelpreisträger.

Ein episodischer Platzwart, ein heiterer Ahnungsloser, eine ganze Mannschaft, ein Paar mit einer Krone aus Licht, Wanderer, Narren, Idioten, Reisende, Landvermesser: Das sind nur einige der Figuren aus Peter Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ (sic!), seit Donnerstagabend im Klagenfurter Stadttheater zu sehen. Zwei Stunden ohne Pause marschieren Leute über einen Platz. Seinerzeit weckte das Befremden. 1992 inszenierte Claus Peymann verspielt und optisch opulent Handkes stummes Spiel, das an frühere Arbeiten von ihm wie „Das Mündel will Vormund sein“ oder „Kaspar“ erinnert.

In Klagenfurt verlegte Regisseur Robert Schuster Handkes zauberhaften dramatischen Essay über die Enklave in den Krieg. Männer in Strumpfmasken und Tarnanzügen, Sanitäter oder Figuren mit gelben Kanistern auf dem Rücken gewinnen so eine völlig andere Bedeutung. Auch der bleiche Verschüttete, aus dessen Mantel polternd Ziegel fallen, oder die alte Frau, die mit einem leeren Einkaufswagen mühsam über die Szene humpelt. Tiefflieger sind zu hören – oder sind es Aufklärungsflugzeuge?

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