Rund um die russische Ural-Stadt Perm gab es viele Straflager. Doch die Behörden stellen sich ihrer Pflege in den Weg.
Als die Polizisten ihn mehrere Stunden lang festhielten, ahnte Robert Latypow, dass das ernste Probleme bedeuten würde. Zuvor hatte er gemeinsam mit anderen Freiwilligen einen Friedhof von Verbannten aus der Stalinzeit von Unkraut befreit. Nun hat er ein Verfahren wegen illegalen Holzfällens am Hals. Holzfällen? Latypow ist noch immer „verwundert und erbost“ über den Vorwurf. „Der Staat signalisiert uns: Das ist ein verbotenes Thema“, sagt er. Latypows Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie unabhängige Gedenkprojekte in Russland heute bedrängt werden.
Latypow, ein sportlicher 45-Jähriger in Jeans und Outdoorjacke, leitet die Nichtregierungsorganisation Memorial in der Ural-Metropole Perm. Das Büro liegt im Erdgeschoß eines sowjetischen Wohnhauses: ein Zimmer mit drei Arbeitsplätzen, Bücherwand, Kaffeemaschine. Latypow sitzt vor seinem Computer und deutet auf die Fotos am Bildschirm: Jugendliche in einem Kanu.