Fantasievoller Literat mit erzählerischer Leichtigkeit: Daniel Kehlmann.
Dichter und Denker

Daniel Kehlmann: Hochstapler, Menschenfresser, Seeungeheuer

Es gibt kaum einen Literaten, der von einem Roman allein im deutschsprachigen Raum 2,5 Millionen Exemplare verkauft hat. Daniel Kehlmann hat es geschafft: Mit dem Gespür dafür, was Leser fesselt und Kritiker jubeln lässt. Wie zuletzt im Roman über Till Eulenspiegel, den Entertainer des 14. Jahrhunderts.

Als Daniel Kehlmann anlässlich der Verleihung des Anton-Wildgans-Preises Bundeskanzler Sebastian Kurz in seiner Dankesrede auffordert, die Koalition mit der teilweise rechtsextremen FPÖ aufzulösen, ahnt er nicht, dass in den Redaktionen von „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ bereits fieberhaft an den Texten gearbeitet wird, die zwei Tage später das Ibiza-Rendezvous Straches und einer schoarfen Oligarchen-Nichte mit schmutzigen Fußnägeln enthüllen. Der Wunsch des Literaten wird Wirklichkeit: „Ich hatte keinerlei Hoffnung, dass irgendwas Derartiges passieren könnte.“

Kehlmann, der 44-jährige Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen, habe lang geglaubt, als Schriftsteller nur durch das eigene Werk sprechen zu können, aber es gebe Momente, wo „solch noble Zurückhaltung nicht mehr angebracht ist. Da wäre sie sowohl moralisch falsch als auch politisch gefährlich.“ Daher sei es notwendig, neben historischen Romanen auch aktuelle politische Stücke wie im vergangenen Jahr im Theater in der Josefstadt „Die Reise der Verlorenen“ – ein Bekenntnis zu Toleranz und Antifaschismus – zu schreiben.


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