Lohnrunde

Metaller starten vierte Runde - Marathonverhandlungen erwartet

Gewerkschafter Rainer Wimmer: "Wir wollen endlich Nägel mit Köpfen machen"
Gewerkschafter Rainer Wimmer: "Wir wollen endlich Nägel mit Köpfen machen"APA/HANS PUNZ
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Die dritte KV-Verhandlungsrunde bei den Metallern blieb ohne Ergebnis. Eine vierte Runde wurde am Mittwoch gestartet.  Sie könnte bis in die Nachtstunden dauern.

Bei der am Mittwochvormittag gestarteten vierten Runde der Metaller-KV-Verhandlungen ist laut Teilnehmern ein Abschluss durchaus möglich. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter stellten sich auf lange Gespräche bis in die Nacht oder frühen Morgenstunden ein. Sollte es zu keinem Abschluss in der vierten KV-Verhandlungsrunde kommen, will die Gewerkschaft "die Schlagzahl und den Druck erhöhen". Dann stehen wohl bald Betriebsversammlungen in den Betrieben auf dem Programm.

Die Arbeitgeber haben noch kein Angebot für Lohn- und Gehaltserhöhungen auf den Tisch gelegt. "Die Chance auf einen Abschluss besteht. Allerdings müssen die Arbeitgeber dazu die nächtliche Nachdenkpause auch nützen und am Mittwoch zielgerichtete Verhandlungen möglich machen", so die beiden gewerkschaftlichen Chefverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp).

Die Arbeitgebervertreter berichteten nach der dritten Runde von einem "konstruktiven Klima". Es seien bisher keine Zahlen, nur Rahmenrecht besprochen worden, hieß es aus Verhandlerkreisen.

Arbeitgeber besorgt um Wirtschaftslage

Die Vertreter der Metalltechnischen Industrie (FMTI) haben die Gewerkschaft bei den KV-Verhandlungen zu "Besonnenheit und Vernunft" aufgerufen. Die Konjunkturabschwächung in Deutschland und Österreich, der USA/EU-Handelsstreit, sinkende Auftragseingänge und eine ungünstige Lohnstückkostenentwicklung im Eurozonenvergleich würden der heimischen Metallindustrie zusetzen. "Der Abschwung ist real und mit freiem Auge zu erkennen", so der Obmann des WKÖ-Fachverbands Metalltechnische Industrie, Christian Knill, am Montag in einer Aussendung. Man müsse diese Entwicklungen im Auge behalten, "denn die Kosten des Abschlusses betreffen immer die Zukunft, nicht die Vergangenheit". Die Arbeitgeber wollen deswegen einen moderaten KV-Abschluss erreichen. "Wir sind zuversichtlich, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch heuer wieder eine faire Lohnerhöhung erhalten werden", so Knill.

Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp wollen eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 4,5 Prozent beziehungsweise mindestens 100 Euro erreichen. "Es ist höchste Zeit für mehr Bewegung in den Verhandlungen", forderten die gewerkschaftlichen Chefverhandler Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp) ebenfalls in einer Aussendung. "Wir wollen endlich Nägel mit Köpfen machen. Die Unternehmen haben im letzten Jahr außergewöhnlich gut verdient, jetzt müssen die Beschäftigten mit ordentlichen Lohn- und Gehaltserhöhungen am Erfolg beteiligt werden", so Wimmer und Dürtscher. Die Arbeitnehmervertreter drängen - wie bei den vergangenen Metaller-KV-Verhandlungen - auch auf Verbesserungen beim Kollektivvertrags-Rahmenrecht. Auf Wunsch der Arbeitnehmer soll eine 4-Tage-Woche möglich werden. Außerdem soll die 6. Urlaubswoche leichter erreichbar werden und Geld- in Zeitansprüche umgewandelt werden können.

Im Vorjahr sieben Runden

Im vergangenen Jahr dauerte es sieben Verhandlungsrunden und einen Warnstreik bis sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auf ein durchschnittliches Lohn- und Gehaltsplus von 3,5 Prozent einigten. Damals hatte die Arbeitszeitflexibilisierung der ÖVP/FPÖ-Regierung mit der Möglichkeit für einen 12-Stunden-Tag und eine 60-Stunden-Woche bei der Gewerkschaft für Aufregung gesorgt. Auch 2017 dauerten die Metaller-KV-Verhandlungen mit sechs Runden besonders lange. Schneller ging es mit vier Runden im Jahr 2016, 2015 brauchte man nur drei Verhandlungsrunden und 2014 waren es vier Runden.

Die Mitgliedsunternehmen des Fachverbands Metalltechnische Industrie haben rund 135.800 Beschäftigte, darunter sind rund 7500 Mitarbeiter aus der Gießereiindustrie, die ihren Kollektivvertrag getrennt verhandeln, aber Teil des Fachverbands sind. Zu den größten Firmen der Branche zählen unter anderem der Anlagenbauer und Technologiekonzern Andritz, der Seilbahnhersteller Doppelmayr, der Beschlägehersteller Julius Blum und der Kranhersteller Palfinger. Zur Metalltechnischen Industrie gehören rund 1200 Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei. Die gesamte Metallindustrie in Österreich hat rund 195.000 Beschäftigte.

(APA)

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