Nach Ankaras Einmarsch werden die Karten neu gemischt: Die Kurden rufen Syriens Armee zu Hilfe. Damit baut Russland seine Machtposition aus.
Wien/Qamishli. Eine Frau begrüßt freudig die Soldaten, die mit einer syrischen Staatsflagge vor einem Geländefahrzeug posieren. Dann marschieren Einwohner mit einem Poster des syrischen Präsidenten, Bashar al-Assad, auf und lassen den Machthaber lautstark hochleben. Diese Aufnahmen wurden am Montag von der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana verbreitet. Sie sollen aus der Stadt Tal Tamr stammen – kurz nach dem Einrücken der syrischen Armee. Syriens Regime feiert auf allen Kanälen die Rückkehr seiner Truppen in Gebiete, über die es mehrere Jahre lang keine Kontrolle mehr hatte.
Der Angriff der türkischen Streitkräfte auf den Norden Syriens hat die dort lebenden Kurden in die Arme Assads getrieben. Da die Vertreter der kurdisch dominierten Selbstverwaltung keinen anderen Ausweg mehr sahen, haben sie ein Abkommen mit Damaskus geschlossen – und zugleich mit Assads Schutzherrn Russland. Indem US-Präsident Donald Trump der Türkei grünes Licht für den Einmarsch gegeben hat, hat er auch dem russischen Staatschef, Wladimir Putin, ein Geschenk gemacht. Russland kann nun seine Position in Syrien weiter festigen.