Gesundheit

Warum Österreich Ordensspitäler braucht

(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Jeder fünfte stationär aufgenommene Patient wird in einem der konfessionellen Krankenhäuser behandelt. Auch sind sie mit 24.000 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber.

Wien. Zwei Millionen Patienten ließen sich im vergangenen Jahr in einem der 23 österreichischen Ordensspitäler behandeln, davon mehr als 400.000 stationär. In Oberösterreich beispielsweise finden 95 Prozent sämtlicher Stammzellen-Transplantationen im Ordensklinikum Elisabethinen statt, in der Steiermark 60 Prozent der Darm-Chirurgie bei den Barmherzigen Brüdern, in Wien 20 Prozent der Geburtshilfe im St. Josef Krankenhaus bzw. im Göttlichen Heiland.

Die gemeinnützigen Krankenhäuser mit unterschiedlichen privaten Trägern (etwa die Vinzenz-Gruppe) sind nicht nur für die medizinische Versorgung der Bevölkerung von enormer Bedeutung, sondern sind auch ein relevanter Wirtschaftsfaktor.

Medizinische Versorgung

1.474.271 Patienten behandelten die österreichischen Ordensspitäler 2018 ambulant, weitere 405.936 stationär und 139.857 tagesklinisch. 223.191 Operationen fanden statt, 70 Prozent davon während eines stationären Aufenthaltes. In zahlreichen Bereichen versorgen die konfessionellen Spitäler, die es in allen Bundesländern außer Niederösterreich und Vorarlberg gibt, überproportional viele Menschen – in Salzburg konzentriert sich die rekonstruktive Brust-Chirurgie zu 70 Prozent auf das Haus der Barmherzigen Brüder.

In Oberösterreich decken die Barmherzigen Schwestern 95 Prozent der kinderurologischen Versorgung ab. In Wien führen die Barmherzigen Brüder 43 Prozent der sogenannten radikalen Prostata-Entfernungen durch, das Barmherzige-Schwestern-Spital liegt bei den Magen- bzw. Speiseröhren-Eingriffen an erster Stelle.

Arbeitgeber

24.000 Menschen sind in den Ordensspitälern beschäftigt, davon 18.000 Vollzeit. Rechnet man die indirekte (beispielsweise externe Reinigungsfirmen) und sekundäre (etwa Zulieferer) mit, ergibt das eine Beschäftigungszahl von knapp 50.000 Menschen, sagte Christian Helmenstein vom Economica-Institut am Dienstag bei einem Pressegespräch. „Das entspricht in etwa der Bevölkerung von Leoben.“

Ausbildner

Neben 927 Medizinstudenten, die derzeit in einem Ordensspital ihr klinisch-praktisches Jahr absolvieren, machen 326 Absolventen den Turnus. 245 werden zu Allgemeinmedizinern und 744 zu Fachärzten ausgebildet.

In der Schulung zum Akademischen Pfleger befinden sich 124 Menschen, 206 absolvieren ihre Diplom-Pflegeausbildung und 80 jene zum Pflege-Fachassistenten.

Wirtschaftsfaktor

Mit rund zwei Milliarden Euro pro Jahr sind die Ordensspitäler für ein knappes Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung verantwortlich. Den größten Anteil daran haben die 24.000 Beschäftigten mit 960 Millionen Euro – der überwiegende Teil davon wird aus deren Gehältern errechnet.

Weitere 280 Millionen Euro kommen durch Vorleistungen in anderen Unternehmen zustande, durch die Erzeugung medizinischer Geräte etwa. Für die restlichen knapp 800 Millionen Euro sind Kaufkrafteffekte verantwortlich, also verdientes Geld der Beschäftigten, das sie in anderen Sektoren, zum Beispiel im Handel, ausgeben.

Gemeinnützigkeit

Ordensspitäler haben einen öffentlichen Versorgungsauftrag und können von allen Versicherten aufgesucht werden. Selbst nicht Versicherte werden behandelt – beispielsweise in der Armenambulanz der Barmherzigen Brüder Wien, wie Michael Heinisch, Leiter der Vinzenz-Gruppe und Sprecher der Ordensspitäler, am Dienstag betonte. Zu den weiteren gemeinnützigen Initiativen zählt Young Mum, in der minderjährige Schwangere betreut werden. Obdachlosen wird zudem kostenlose Verpflegung (Elisabethbrot Wien, Vinzenz Stüberl Linz, Marienstüberl Graz) angeboten.

Von anderen Privatspitälern unterscheiden sich Ordensspitäler durch ihre Gemeinnützigkeit und ihren öffentlichen Versorgungsauftrag. Niedergelassene Ärzte dürfen sich dort also nicht (als sogenannte Belegärzte) einmieten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2019)

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