Assads Soldaten kontrollieren nun Posten im Nordosten, die bisher unter US-Kommando standen. Die USA haben die Türkei wegen der Offensive in Syrien aus der Anti-IS-Koalition ausgeschlossen
Eine Woche nach dem Abzug der US-Truppen aus der Region hat die syrische Armee offenbar die Kontrolle über von den USA aufgegebenen Militärstützpunkte im Nordosten Syriens übernommen. Dies berichtete jedenfalls das staatliche russische Fernsehen am Mittwoch.
Vor einer Woche hatte US-Präsident Donald Trump die amerikanischen Truppen aus der Region abgezogen und damit den Weg freigemacht für eine türkische Offensive gegen die Kurdenmiliz YPG. Die YPG hatte die Extremistenmiliz IS in der Gegend besiegt und kontrolliert seither den Norden Syriens. Nach dem Abzug der USA haben die Kurden sich nun mit der bisher verfeindeten syrischen Armee zusammengetan, um die türkische Offensive zu stoppen.
„Keine Aufklärungs- und Operationsdaten mehr“
Unterdessen haben die USA das türkische Militär wegen der Invasion im Norden Syriens weitgehend aus der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz Islamischen Staat (IS) ausgeschlossen. Die Türkei erhalte im Hauptquartier auf dem Luftwaffenstützpunkt im katarischen Al-Udeid keinerlei Aufklärungs- oder Operationsdaten der Allianz, berichtete "Spiegel Online" am Mittwoch.
Das US-Verteidigungsministerium habe dies bereits am 9. Oktober angeordnet, als das türkische Militär die ersten Luftangriffe im Norden Syriens flog und kurdische Stellungen mit Artillerie beschoss. Aus deutschen Militärkreisen wurde der Schritt am Mittwoch bestätigt. Die Türkei nehme auch nicht mehr an Besprechungen und Planungskonferenzen teil.
Hintergrund der Maßnahme sind Befürchtungen des Pentagon, dass Ankara die Aufklärungsergebnisse der Koalition für die Planung der eigenen Operationen gegen die Kurden im Norden Syriens nutzt.
Moskau drängt auf Vereinbarung Assads mit Kurden
Das mit der Regierung in Damaskus verbündete Russland dringt unterdessen auf eine Vereinbarung zwischen der Assad-Regierung und den Kurden über die Sicherheit im Nordosten des Landes. Zugleich gab der russische Außenminister Sergej Lawrow am Mittwoch den Europäern und den USA eine Mitverantwortung für den Konflikt in der Region.
Das Verhalten der westlichen Koalition treibe die syrischen Kurden zum Separatismus, sagte Lawrow der Nachrichtenagentur RIA zufolge in Sotschi am Schwarzen Meer.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan betrachtet die YPG als Ableger der in der Türkei verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terrororganisation. Die türkische Militäroffensive stößt international auf Kritik. Forderungen der EU, den Vormarsch sofort zu beenden, wies Erdogan ebenso zurück wie den von Trump verlangten Waffenstillstand. Die Offensive werde enden, sobald die Kurden ihre Waffen niederlegten und sich aus dem Gebiet der geplanten Sicherheitszone zurückzögen, sagte Erdogan. Keine Macht könne die Offensive der Türkei in Syrien stoppen, bis sie ihre Ziele erreicht habe.
(APA/Reuers)