Pizzicato

Die Königin und die Kavallerie

Hoch zu Ross, auf einem Schimmel, stilisierte sich Kim Jong-un auf Nordkoreas „heiligem“ Berg als Schneekönig. Eine „bella figura“ machte der Kugelblitz im Wintermantel nicht. Sei's drum.

Majestätisch ließ Kim den Blick über sein abgeschottetes Reich und das leere Fußballstadion im Derby gegen Südkorea schweifen, und er machte dabei Anleihen bei Monarchen und Feldherren.

Der Babyface-Diktator kultivierte bisher den Zug als Transportmittel, weil er dem „Eisenvogel“ nicht traut. Selbst königliche Hoheiten tun es ihm gleich, was indes eher mit „Flugscham“, dem ökologischen Fußabdruck und einem als Weltuntergangspropheten verfemten schwedischen Teenager zu tun hat. Belgiens Königspaar reiste per Bahn von Brüssel zum Staatsbesuch ins nahe Luxemburg, und das norwegische Kronprinzenpaar kam per Sonderzug und Dutzenden Literaten im Schlepptau zur Frankfurter Buchmesse.

Aus britischer Sicht ist das Pipifax: Die Königshäuser in Skandinavien und in Benelux gelten als „Fahrradmonarchien“. Was eine wahre Königin ist, rollt in goldener Kutsche an, wie die Queen zur Thronrede – mit Krone, in weißer Robe und mit roter Schleppe, angekündigt mit 41 Bollerschüssen. Es sollte die Brexit-Verhandler in Brüssel beeindrucken: Zur Not überquert die Queen mit ihrer Armada den Ärmelkanal und reitet mit der Kavallerie ein. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2019)

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