Energie

Hundert Prozent Ökostrom sind ein schöner Traum – aber teuer

Um die geforderten hundert Prozent Ökostrom zu erreichen, müsse die Ausbaugeschwindigkeit verdreifacht werden, so die Regulatoren.
Um die geforderten hundert Prozent Ökostrom zu erreichen, müsse die Ausbaugeschwindigkeit verdreifacht werden, so die Regulatoren.APA
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Schon die kleine Ökostrom-Novelle vor den Wahlen erhöhte die Belastung für jeden Haushalt auf 89 Euro im Jahr. Soll sich Österreich 2030 wirklich zu hundert Prozent mit grünem Strom versorgen, müssen jährlich dreimal mehr saubere Kraftwerke gebaut (und gefördert) werden als heute.

Wien. Die politische Vorgabe ist ambitioniert: In elf Jahren soll sich Österreich (bilanziell) zu hundert Prozent mit Ökostrom aus dem eigenen Land versorgen können. Damit das erreicht werden kann, müsse sich aber vieles ändern, sagten die beiden E-Control-Vorstände Andreas Eigenbauer und Wolfgang Urbantschitsch bei der Vorlage des Ökostromberichts 2019.

Denn im Vorjahr stieg der Anteil der Erneuerbaren an der heimischen Stromproduktion nicht mehr an, sondern sank auf 73 Prozent. So wurden etwa zwölf Prozent weniger geförderter Windstrom produziert, bei der Kleinwasserkraft gab es ein Minus von sieben Prozent. Nur Strom aus Solarenergie entwickelte sich mit Plus acht Prozent gut.

Um die geforderten hundert Prozent Ökostrom zu erreichen, müsse die Ausbaugeschwindigkeit verdreifacht werden, so die Regulatoren. Statt einer Terawattstunde (TWh) an zusätzlichem Ökostrom wie bisher müssten drei TWh im Jahr hinzukommen. Die Verdreifachung ist auch deshalb notwendig, weil der Strombedarf der Österreicher jährlich um durchschnittlich 1,5 Prozent steigt.

Jedes Kraftwerk ist notwendig

Das Land werde jede einzelne neue Ökostromanlage dringend brauchen, betonte Urbantschitsch. Und zwar egal, ob es sich dabei um ein Solar-, Wasser-, Wind- oder auch Biomasse-Kraftwerk handelt.

Da die meisten Erneuerbaren aber immer noch nicht ohne Hilfe im Markt bestehen können, bedeutet das auch, dass die Förderkosten für Ökostrom im nächsten Jahrzehnt deutlich steigen werden.

Einen Vorgeschmack auf das, was kommt, gibt die kleine Extraförderung, über die sich die Brache im Wahlkampf freuen durfte. Der dadurch ermöglichte Ausbau der Warteschlange etwa bei der Windenergie wird die Ökostromkosten für einen Haushalt von heuer 70 auf 89 Euro im kommenden Jahr treiben.

Die Arbeiterkammer kritisierte, dass in Österreich 40 Prozent der gesamten Kosten für Ökostrom und Stromnetze bei den Endkunden hängen blieben, obwohl diese nur ein Viertel des Stroms verbrauchen. Größere Unternehmen würden hingegen weitgehend von den Belastungen durch den Ausbau der Erneuerbaren verschont.

Die Verdreifachung der Ausbaugeschwindigkeit dürfe aber nicht zu dreifachen Kosten führen, betonte die E-Control. Eine Umstellung des Förderregimes soll dazu beitragen, mit einem Förder-Euro mehr grünen Strom zu erzeugen. Das Geld solle über Ausschreibungen an den günstigsten Projektwerber gehen, statt wie bisher über fixe Einspeisetarife nach dem Gießkannenprinzip vergeben zu werden. Urbantschitsch plädierte dafür, nicht immer eigene Fördertöpfe für jede Technologie aufzulegen, sondern Wind, Wasser und Sonne auch gegeneinander antreten zu lassen. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2019)

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