EM-Qualifikation

Von EM-Plänen und großen Träumen

Rodrigo traf für Spanien in der Nachspielzeit zum 1:1 in Schweden und besiegelte damit die EM-Teilnahme.
Rodrigo traf für Spanien in der Nachspielzeit zum 1:1 in Schweden und besiegelte damit die EM-Teilnahme.APA/AFP/TT NEWS AGENCY/JESSICA G
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Sechs Teams haben sich für die Endrunde 2020 qualifiziert, Österreich steht kurz davor. Ein Blick auf belgisch-italienische Souveränität, finnische Träume und San Marinos Durststrecke.

Wien. Es waren Eklats auf und abseits des Spielfelds, die ihre Schatten auf die jüngsten beiden Spieltage der Qualifikation für die Fußball-EM 2020 warfen und für Schlagzeilen sorgten. Während die türkischen Fußballer angesichts ihres umstrittenen Torjubels keine Einsicht zeigten, rang sich Bulgariens Teamchef, Krassimir Balakow, mit Verspätung zu einer Entschuldigung für die rassistischen Vorfälle im Spiel gegen England durch, und die Behörden vermeldeten ihrerseits vier Festnahmen.

Sportlich hat nicht nur Österreich dank der Siege gegen Israel und in Slowenien einen großen Schritt Richtung paneuropäischer Endrunde im nächsten Sommer gemacht. Der ÖFB-Auswahl genügt gegen Nordmazedonien (16. 11.) und Lettland (19. 11.) ein Punkt für das EM-Ticket, sechs andere Mannschaften aus den zwölf Gruppen haben ihres bereits vorzeitig gebucht: Ukraine (Gruppe B), Spanien (F), Polen (G), Belgien, Russland (beide I) und Italien (J). Für das Turnier in zwölf Ländern sind erstmals keine Gastgeber gesetzt, dafür werden zusätzliche vier Teilnehmer über die Nations League ermittelt. Eine Bestandsaufnahme vor den letzten zwei Spieltagen im November.

Musterschüler

Belgien und Italien haben als Einzige in der laufenden Qualifikation noch eine makellose Bilanz vorzuweisen. Die „Roten Teufel“ setzten als Weltranglistenerste ihren Höhenflug nach Platz drei bei der WM im Vorjahr nahtlos fort, schossen die meisten Tore (30; auch dank zwei Spielen mehr als England mit 26) und kassierten nur einen einzigen Gegentreffer. Die Italiener leisteten hingegen unter Roberto Mancini Wiedergutmachung für die verpasste Endrunde 2018. Mit Spanien hat sich am Dienstagabend dank eines Last-Minute-Remis in Schweden eine weitere Nation ungeschlagen qualifiziert.

Niederlande und Deutschland rehabilitierten sich ebenfalls nach den jüngsten Rückschlägen und halten wie England bei einer einzigen Niederlage, somit ist die Qualifikation im November auch für dieses Trio nur noch Formsache.

Überraschungen

Die Ukraine gab lediglich gegen Europameister Portugal Punkte ab (0:0) und fährt dank des 2:1 im Rückspiel zum dritten Mal in Folge zu einer EM-Endrunde (Premiere 2012 als Gastgeber). Teamchef Andrij Schewtschenko, immer noch Rekordschütze seines Landes, gelang also im zweiten Anlauf ungeschlagen die Qualifikation für ein Großereignis.

Angesichts des Skandals ging beinahe unter, dass sich die Türkei auch im zweiten Duell mit Weltmeister Frankreich behauptete (1:1 nach 2:0 im Heimspiel) und damit nur noch ein Unentschieden für die EM-Teilnahme benötigt – sofern die Uefa die verbotenen politischen Gesten der türkischen Spieler im Rahmen des eingeleiteten Disziplinarverfahrens nicht mit Punkteabzügen bestraft.

In der Italien-Gruppe haben die zweitplatzierten Finnen überraschend Bosnien und Griechenland hinter sich gelassen, im 14. Anlauf ist die erstmalige EM-Teilnahme nur noch einen Heimsieg gegen Liechtenstein entfernt. Erst zum zweiten Mal trat der Kosovo in einer Qualifikation an und darf noch auf die historische Premiere hoffen, dafür braucht es aber Siege gegen Tschechien und England.

Aufholbedarf

Vizeweltmeister Kroatien bekleckerte sich mit Punkteverlusten gegen Aserbaidschan oder Ungarn ebenso wenig mit Ruhm wie Titelverteidiger Portugal, beide können den Aufstieg aber nach wie vor aus eigener Kraft schaffen. Auch die Schweiz hat in der extrem ausgeglichenen – oder nach anderer Sichtweise schwachen – Gruppe D vor den Spielen gegen die Nachzügler Georgien und Gibraltar alle Trümpfe in der Hand, da die derzeit noch vorgereihten Dänemark und Irland am letzten Spieltag aufeinandertreffen.

San Marino ist ohne Tor und Punkt, dafür mit 43 Gegentreffern abgeschlagenes Schlusslicht der Qualifikation. Der Weltranglistenletzte wartet bereits seit September 2017 auf einen Torerfolg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2019)

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