Zwischen Havanna und Geneva

Christian Kern und die Schweizer Uhr von Che Guevara

Portrait of Che Guevara Portrait of Che Guevara 1928 1967 20th century Cuba PUBLICATIONxINxGERxSUI
Portrait of Che Guevara Portrait of Che Guevara 1928 1967 20th century Cuba PUBLICATIONxINxGERxSUI(c) imago images / Photo12 (via www.imago-images.de)
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Die Diskussion über Sozialdemokraten und ihren Lebensstil führt zu einem interessanten Vergleich: Der ehemalige SPÖ-Chef teilt ein Foto, das den kubanischen Revolutionsführer mit einer „Schweizer Präzisionsuhr“ zeigt.

Dürfen sozialdemokratische Politiker Luxusgüter besitzen? Schon Leo Trotzki, russischer Revolutionär, trieb diese Frage um, als er in seinen Memoiren 1929 über Wien berichtete. Viele der ausländischen Sozialdemokraten, schrieb Trotzki, hätten ihn „durch gewisse Gesten, die ich mit ihrem marxistischen Bekenntnis absolut nicht in Einklang zu bringen vermochte“, verblüfft. „In vertraulichen Gesprächen untereinander enthüllten sie einen durchaus ungenierten Chauvinismus oder prahlten mit einer kostbaren goldenen Uhr“, notierte Trotzki über die Wiener Sozialdemokraten, die sich von Arbeitern teils als „Genosse Herr Doktor“ anreden lassen würden.

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Die Suche nach der Antwort auf die Frage nach der Vereinbarkeit von gehobenem Lebenswandel und Sozialdemokratie treibt auch heute zum Teil skurrile Blüten. So teilte der frühere Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern am Mittwoch ein Foto von Che Guevara - um zu zeigen, dass dieser „eine Schweizer Präzisionsuhr“ trug.

„Respektierte und bewunderte Ikone der Revolution“

„Eine weltweit respektierte und bewunderte Ikone der Revolution trägt eine Schweizer Präzisionsuhr. Kein Mensch hat deshalb an seinen Motiven und seiner Überzeugung gezweifelt“, schrieb Kern, nunmehr Privatmann, in seinem Beitrag auf dem sozialen Netzwerk Twitter über den kubanischen Revolutionsführer. Das Foto von Guevara, auf dem die Uhr zu erkennen ist, habe er in der Wiener Galerie Ostlicht gefunden.

Der Vergleich mit Guevara sowie Kerns Wortwahl sorgte auf Twitter für einiges Nasenrümpfen. „Ich zweifle an dieser angeblichen Ikone, nicht an der Schweizer Präzisionsuhr“, antwortete etwa Ex-„Kurier“-Chef Helmut Brandstätter, mittlerweile in den Nationalrat gewählter Neos-Politiker, auf Kerns Beitrag. „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk teilte daraufhin Berichte über Erschießungen, die Guevara befürwortet hatte, sowie Exekutionen durch den kommunistischen Revolutionsführer selbst.

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Kerns Tweet kommt nach einer Diskussion über einige seiner Genossen, die mit als gemeinhin als luxuriös geltenden Gegenständen auftreten. Der Tiroler SPÖ-Chef, Georg Dornauer, und der ehemalige Kulturminister und Ex-SPÖ-Bundesgeschäftsführer, Thomas Drozda, wurden von Kommentatoren wegen ihrer Porsche-Wägen gescholten; Drozda wurde nach seinem Antritt als Parteimanager im Vorjahr wegen seiner Patek-Philippe-Uhr kritisiert. (epos)

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