Die Ich-Pleite

Sehr großer Armabdruck

(c) Carolina Frank
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Letzte Woche stellte ich erfreut fest, dass durch den Fahrradunfall mein positives Denken wachgerüttelt wurde.

Letzte Woche stellte ich erfreut fest, dass durch den Fahrradunfall mein positives Denken wachgerüttelt wurde. Immerhin nur ein Arm gebrochen, jubelte ich, so kann man immer noch die Kolumne tippen. Heute „tippe" ich mit Spracherkennung. Die Spracherkennung ist eine geniale technische Erfindung. So wie die Computertomografie, die jetzt doch auch in meinem zweiten Arm etwas entdeckt hat. Ein Kahnbeinbruch ist nicht so leicht zu finden. Dafür heilt er umso schlechter. Entweder Operation oder acht Wochen Gips. Oder in seltenen Fällen: beides. Als seltener Fall komme ich mir ziemlich gut vor. Das positive Denken ist mit zwei Gipsarmen natürlich noch wesentlich einfacher. Ich habe jetzt auch mehr Zeit, die Plakate vor dem Fenster zu studieren. Endlich sind die Wahlplakate weg! Stattdessen wirbt ein Energieversorger mit dem Satz „Make love, not CO2!". Da geht mir gleich das Herz auf. Vor meinem geistigen Auge sehe ich John Lennon und Yoko Ono im übergroßen Liebesbett. In gesunden Tagen hätte ich bestimmt mit zersetzender Logik überlegt, ob man beim love-making nicht auch CO2 produziert. Vor allem, wenn es zu dem führt, wozu es ursprünglich erfunden wurde – zu einem kleinen Steuerzahler. Nichts verbraucht bekanntlich mehr CO2 als unsereins durch bloße Existenz. Und am Ende redet der Nachwuchs nicht einmal mit einem, sondern sitzt den ganzen Tag fluchend vorm Bildschirm und spielt „World of Warcraft". Siehe die „Southpark"-Folge: „Make Love, Not Warcraft." Ja, ich habe gerade viel Zeit zum Serien-Schauen. Das verkleinert meinen CO2-Fußbadruck immens. Und ich habe schon von vornherein einen sehr kleinen Fußabdruck, wegen des Radfahrens. Aber momentan einen sehr großen Armabdruck. Auch wegen des Radfahrens.

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