Europa hat völlig verlernt, Probleme zu lösen, wenn das mit unangenehmen Gefühlen oder gar kurzfristigem Verzicht verbunden ist.
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Als die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel 2016 mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan vereinbarte, dass dieser für ein paar Milliarden Euro verhindern wird, dass illegale Migranten aus der Türkei in die Union kommen, warnten ein paar Kleingeister vor diesem Deal. Die EU, so die Kritiker damals, dürfe sich nicht von der Türkei abhängig machen und der politischen Erpressung Tür und Tor öffnen.
Heute zeigt sich – die Kritiker hatten recht. Die EU muss hilf- und tatenlos dabei zusehen, wie Erdoğan die Kurden brutal bekriegt und so nebenbei IS-Kämpfer freikommen. Präzise hat der deutsche Publizist Gabor Steingart die Folgen benannt: „Europa verfolgt das heimtückische Spektakel auf der Zuschauertribüne, wissend, dass die offene Rechnung. . . womöglich auf deutschen Weihnachtsmärkten und an deutschen Wahlurnen beglichen wird: Mit neuen Terroropfern und einem weiteren Zuwachs des Populismus.“