Lohnunterschiede

Equal Pay Day: Die Lohnschere geht schon im Studium auf

A demonstrator holds scissors cutouts during a national teachers´ strike outside of the National Congress, in Buenos Aires
A demonstrator holds scissors cutouts during a national teachers´ strike outside of the National Congress, in Buenos AiresREUTERS/Agustin Marcarian)
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Die Lohnschere zwischen den Geschlechtern bleibt weit offen, worauf der heutige „Equal Pay Day“ hinweist. Sie öffnet sich allerdings bereits an den Universitäten.

Der heutige „Equal Pay Day“ ist jener Tag im Jahr, an dem Männer das Einkommen erreichen, für das Frauen noch bis 31. Dezember arbeiten müssen. Er fällt 2019 auf den 21. Oktober. Damit arbeiten Frauen heuer 72 Tage unentgeltlich. Mit starken Unterschieden nach Bundesländern: Wien begeht den Tag erst am 9. November, Vorarlberg am 29. September. Das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen von Männern liegt der Statistik Austria zufolge derzeit bei 52.033 Euro; Frauen in Vollzeit bekommen indes ein Gehalt von 41.785 Euro brutto und damit um 19,7 Prozent weniger.

Die Einkommensschere öffnet sich jedoch bereits früher als gedacht, wie eine aktuelle Studie von Stepstone zeigt, für die in Österreich mehr als 10.000 Studierende befragt wurden: Schon während des Studiums erwarten Frauen deutlich niedrigere Einstiegsgehälter als ihre männlichen Kollegen.

Österreicherinnen aller Studienrichtungen geben sich der Studie zufolge im Schnitt mit rund 6000 Euro weniger Jahresgehalt zufrieden als ihre männlichen Kollegen. Besonders ausgeprägt zeigt sich der Unterschied in den Naturwissenschaften: Hier erwarten männliche Studierende rund 38.000 Euro Jahreseinkommen, während sich Frauen mit 7000 Euro weniger pro Jahr begnügen würden.

Den größten Unterschied in den Erwartungen gibt es bei Studierenden im Gesundheitssektor: Frauen erwarten sich dort 13.000 Euro weniger Einstiegsgehalt als Männer. In wirtschaftlichen Studiengängen beträgt die Kluft rund 5000 Euro, in Engineering und IT rechnen Studentinnen mit rund 4000 Euro weniger pro Jahr.

Frauen fordern kaum Gehaltserhöhung

„Wieder einmal bestätigt sich, dass die unterschiedlichen Lohnniveaus hartnäckig in den Köpfen verankert sind“, sagt Rudi Bauer, Geschäftsführer von Stepstone Österreich. „Frauen wird schon früh beigebracht, beim Thema Gehalt ja nicht zu hoch zu stapeln.“

Denn wie die Studie ebenfalls zeigt, hat jede dritte Frau in Österreich noch nie nach einer Gehaltserhöhung gefragt. Während gut ein Viertel aller Männer (26 Prozent) sogar jedes Jahr mehr Geld fordert, ist jede dritte Frau (42 Prozent) noch nie beim Chef vorstellig geworden, um mehr Geld zu bitten. „Auch wenn Respekt am Arbeitsplatz wichtig ist: Mit der Prioritätensetzung schießen sich Frauen ins eigene Knie“, sagt Bauer. „Gerade im Beruf sollte man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Einmal pro Jahr nach mehr Geld zu fragen, ist für Fachkräfte durchaus üblich und in Ordnung – vor allem, wenn man entsprechende Leistung zeigt und Verantwortung übernimmt.“

Arbeitgeber sollten deshalb aktiv auf Frauen zugehen und für faire Einkommen sorgen: „Gerade in hart umkämpften Jobmärkten kann das der Vorsprung im Kampf um die Talente sein“, sagt Bauer. „Wer alle Mitarbeiter fair behandelt und bezahlt, stärkt damit seine Arbeitgebermarke – und zeigt, dass er seine soziale Verantwortung auch Frauen gegenüber wahrnimmt.“

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(red./juwe)

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