Öffentlicher Raum

Architektur-Aufreger: Kunst im Tunnel

(c) Foto: KÖR/Iris Ranzinger
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Ästhetische Akupunktur: Wo in Wien Architekten und Stadtplaner gestalterisch auslassen, müssen die Künstler herhalten

Gegen Joker ist jeder machtlos. Auch die eigene Meinung. Kleine Kätzchen retten. Und Kunst im öffentlichen Raum. Da kann man ja nichts dagegen haben. Aber unfair ist es trotzdem: sich einfach so der Diskussion entziehen. Die Stadtgestalter nützen das natürlich aus. Deswegen zieht man ja den Joker.  Manche Immobilienfirmen, für die Häuserzeilen nichts anderes sind als frische Ware auf Paletten, sind da besonders schlau. Sie produzieren architektonische Massenware und streuen ein paar gestalterische Ausreißer ein, die so sehr ausreißen, dass sie gleich wieder Kunst sind. Und das bügelt zwar sonstige Verfehlungen nicht aus, aber das Image wieder schön glatt. Dabei wäre die Aufgabe der Corporate Social Responsibility doch schneller erledigt, wenn man „social“ so begreifen würde, dass Häuser auch jene etwas angehen, ästhetisch vor allem, die nicht in ihnen wohnen oder arbeiten.  Alle – das ist ungefähr auch die Zielgruppe der Stadt Wien – im besten Fall. Und jene der Infrastruktur der Stadt. Beim Bauen kommt da auch einiges zusammen, was schließlich einfach da ist und so ausschaut, wie es ausschaut, weil man glaubt, dass es gar nicht anders ausschauen könnte: Dazu gehören gerne auch Tunnel, Unterführungen, Mauern, Zäune. Aber in einem seiner älteren Programme hat der Kabarettist Josef Hader schon mal gezeigt, dass es auch anders geht: Da hat er sich im Traum das Klo hinuntergespült und freudig festgestellt, dass die Abwasserrohre von Friedensreich Hundertwasser bemalt worden waren. Von innen. Auch in Wien wird Kunst als ästhetisches Reparaturservice bemüht:  Zum Fünf-Jahre-Jubiläum des Wiener Hauptbahnhofs wurden über 100 Meter Unterführung „schön gemacht“.

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