Währungen

Geht es mit dem Euro bald bergauf?

Cajo Kauffmann
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Schon in den kommenden Monaten erwartet UBS-Stratege Geoffrey Yu einen Aufschwung des Euro. Aktien-Anleger warnt er vor übereilten Entscheidungen.

Es war eine kurze Meldung, jedoch mit sichtbaren Folgen auf dem internationalen Devisenmarkt: Nach langem Tauziehen einigten sich die Euro-Finanzminister auf die Grundsätze eines Eurozonenbudgets. Der Euro legte daraufhin gegenüber dem Dollar ein gutes Stück zu. Und das, obwohl Details zum Budget noch offen sind.

Aber wird dieser Aufschwung sich fortsetzen? Der Eurokurs stehe vor einer Trendwende, sagt Geoffrey Yu, Chefanlagestratege der UBS UK, im Gespräch mit der „Presse“. Zur Erinnerung: Die Gemeinschaftswährung hat eine lange Talfahrt hinter sich. 2008, inmitten der Finanzkrise, erreichte ihr Kurs ein Hoch von fast 1,60 Dollar, zuletzt kostete ein Euro jedoch nur noch rund 1,10 Dollar.

Woher nimmt Yu dann aber die Zuversicht, dass es ab jetzt wieder aufwärts geht? Dazu holt der langjährige Marktexperte ein wenig aus: Zahlreiche schlechte Nachrichten aus der Eurozone hätten bislang zu dem Abwärtstrend beigetragen, erklärt er. In Italien waren es Politturbulenzen, in Deutschland das abflauende Wirtschaftswachstum. Die anhaltenden Unsicherheiten rund um den Brexit gossen weiteres Öl ins Feuer.

Negatives ist schon eingepreist

All diese „Baustellen“ gibt es zwar immer noch, inzwischen dürften die negativen Schlagzeilen jedoch im Eurokurs vollständig eingepreist sein, meint Yu. Damit der Kurs noch weiter sinkt, müsste es schon neue Hiobsbotschaften geben – an die Yu aber nicht glaubt. Immerhin dürfte das Wachstum in der Eurozone auch 2020 leicht positiv ausfallen. Eine Rezession, wie von vielen befürchtet, erwartet Yu nicht.
Womit noch die Frage bleibt, wohin die Reise für den Euro geht. Yu hält es für realistisch, dass er in den kommenden zwölf Monaten die Marke von rund 1,17 Dollar erreichen wird. Vor allem dann, wenn sich die Euro-Länder in nächster Zeit zu fiskalpolitischen Maßnahmen durchringen sollten.

Ein gemeinsames Vorgehen, um die Staatsausgaben zu erhöhen, sei allerdings schwierig, räumt er ein: In Deutschland tobt eine innenpolitische Debatte über die Notwendigkeit einer schwarzen Null beim Staatsbudget, Italien kämpft mit einem wachsenden Schuldenberg. Yu glaubt trotzdem, dass ein Konsens gelingen wird – zumal Lösungen dringend gefragt seien, um die Konjunkturentwicklung nicht zusätzlich zu gefährden.

Aber wie sollten Aktienanleger sich im aktuellen Umfeld verhalten? Yu warnt trotz allem vor übereilten Entscheidungen, etwa in Bezug auf ein Investment in Europa. Bei der UBS bleibe man vorerst noch bei einer geringen Gewichtung von Aktien aus der Region – genauso wie bei Papieren aus den Schwellenländern. „Der globale Handel trübt sich ein“, sagt Yu, das treffe Unternehmen aus beiden Regionen hart. Viele US-amerikanische Firmen seien da – aufgrund ihres Fokus auf den eigenen Binnenmarkt – besser aufgestellt.

Konflikt um China-Konzerne

Weniger erfreulich lief es zuletzt allerdings für einige große chinesische Technologiekonzerne, die an US-Börsen notiert sind. Auch sie sind zuletzt ins Kreuzfeuer des US-Handelsdisputs geraten. Mitte September erhoben Mitglieder der US-Regierung die Forderung, als weitere Maßnahme im Handelsstreit die Börsennotiz dieser Unternehmen zu streichen.

Die Forderung ist umstritten und sorgt bei Yu für Unverständnis: Schon seit einiger Zeit bemüht sich Chinas Regierung nämlich um eine Notiz ebendieser Firmen an Chinas Festlandbörsen. Die Forderungen könnten damit ausgerechnet bei einigen Regierungsmitgliedern in China auf offene Ohren stoßen.

Weitere Nutznießer des Börsen-Konflikts könnte es allerdings auch in Europa geben: Auf der Suche nach neuen Marktplätzen könnten die betroffenen Firmen etwa ein Listing in Frankfurt oder London in Erwägung ziehen, meint Yu. Vor allem in England hätten sie reichlich finanzielle Unterstützung aus der Heimat, denn dort haben inzwischen mehr als dreißig chinesische Banken Fuß gefasst. Zudem ist London der wichtigste Markt für den Renminbi-Handel außerhalb Asiens.
Ja sogar der österreichische Finanzplatz könnte von den wirtschaftlichen Ambitionen Chinas profitieren, meint Yu. Er verweist auf die geplante neue Seidenstraße: Österreich könnte dort juristisches und Finanzwissen beisteuern, etwa bei der Finanzierung von Infrastrukturprojekten. Aber auch die Wiener Börse habe gute Chancen, in Chinas Fokus zu geraten – denn es sei durchaus möglich, dass chinesische Firmen in Zukunft hier eine Zweitnotiz beantragen.

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