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Revolution

Christian Kern – die Älteren werden sich erinnern, der vormalige Vorsitzende der SPÖ – nannte seinen langjährigen Weggefährten Thomas Drozda dieser Tage „eine weltweit respektierte und bewunderte Ikone der Revolution“.

Viele in der SPÖ waren darüber verwundert, war ihnen Drozda doch bislang als zu bürgerlich erschienen. Ältere Genossen wiederum, die schon die 68er-Zeit miterlebt hatten, begannen in ihren Kästen nach den alten T-Shirts mit Drozda-Konterfei zu suchen.

An der Revolution in der SPÖ war Drozda allerdings gescheitert. Hier waren die beharrenden, konservativen Kräfte dann doch zu stark. Ein sozialdemokratischer Funktionär, der seit Jahrzehnten auf seinem Sessel sitzt, den er vor Jahrzehnten einmal erobert hat, ist durch keinen noch so großen Umsturz wegzubringen. Drozda gab die Fackel der Revolution nun an Subcomandante Deutsch weiter. Die Linken sind wieder einmal unzufrieden. Aber die sind eigentlich immer unzufrieden. Außer es kommt ein neuer Parteichef, der wird dann hoffnungsfroh hochgejubelt, um ihn nach erfolgter Wahlniederlage verdammen zu können

Wobei Kern nicht direkt über Drozda sprach, sondern über Che Guevara. Aber da die beiden über ihre noble Armbanduhr miteinander verbunden sind, war Drozda natürlich mitgemeint.(oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2019)

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