Mein Samstag

Spontangebrechen

Hatten Sie schon einmal ein Spontangebrechen?
Hatten Sie schon einmal ein Spontangebrechen? (c) Clemens Fabry
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Hatten Sie schon einmal ein Spontangebrechen? Darunter könnte vieles fallen, nicht?

Zählt man etwa Zehen, die man sich spontan beim Vorbeigehen an der Türkante bricht, mit, hatte ich sicher schon so sieben bis zehn Spontangebrechen. Jedenfalls war in der Wasserleitung in unserer Straße vor kurzem ein solches aufgetreten, wie uns spontan aufgepickte Zettel verrieten. Nervös eile ich dem Spontangebrechen-Verantwortlichen hinterher und stelle – angesichts der sehr unmissverständlichen Information am Zettel („Das Wasser wird gesperrt“) –vielleicht nicht die allerklügste Frage: „Wird das Wasser gesperrt?“

Jawohl, wird es. 14 bis 22 Uhr. Acht Stunden ohne Wasser lösen bei Erwachsenen Reaktionen aus, die man unter „Mah bitte, zach“ zusammenfassen könnte. Das von der Schule heimgekehrte Kind aber kippt begeistert in den Abenteuermodus. Denn: Wenige Minuten noch, um alles vorzubereiten. Wir füllen also wie die Irren alles, was sich befüllen lässt, mit Wasser: Um Punkt 14 Uhr haben wir so viele Krüge und Kochtöpfe voller Wasser (und die Badewanne, man weiß ja nie), dass wir problemlos Spaghetti für eine ganze Schule kochen könnten. Als das Wasser später wieder rinnt, jubeln wir, als wäre eine mehrwöchige Trockenzeit vorüber.

Das kann ich, sagt das Kind begeistert, morgen in der Schule erzählen. Überhaupt sind derartige Ausnahmesituationen für Kinder das größte! Wenn man dank Stromausfalls mit Taschenlampe durch die Wohnung geistert. Man die erste Nacht in der neuen Wohnung improvisiert inmitten von Siedelkartons auf Luftmatratzen schläft. Oder wenn, so geschehen vor einigen Jahren an einem Karsamstag, ein Schaden bei der Klo-Spülung auftritt. Ich in Panik, weil am nächsten Tag osterjausenbedingtes Full House. Das Kind erfreut, weil der Installateur kommt, ein Loch in die Wand macht und verkündet, dass unser Schwimmer kaputt ist.Das Loch blieb uns wochenlang und wurde im Freundeskreis zur Attraktion. Aber so nervig die spontanen und weniger spontanen Gebrechen sind: Immerhin schreibt sich nach solchen Tagen die Kolumne wie von selbst.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2019)

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