Das unbespielte Klavier

Gespenstisch biedermeierlich: Ana Marwans Debütroman „Der Kreis des Weberknechts“ über leidenschaftsloses Begehren.

Es ist der Zufall, was auch sonst, der Karl und Mathilde aufeinandertreffen lässt und sie die ganze Erzählung hindurch dann auf Distanz hält. Sie spricht ihn am Gepäcksförderband eines Flughafens an, weil ihr auffällt, dass die Adresse an seinem Koffer mit der ihren bis auf die Hausnummer ident ist. Man teilt sich also das Taxi nach Hause, und über zehn Monate hat man sich fortan im Visier.

Von Beginn an lässt uns Ana Marwan räumlich und auch in der Zeichnung ihrer Protagonisten im Vagen. In einer unbestimmten Art urbaner Dörflichkeit, herausgehoben aus jeglichem räumlichen und sozialen Zusammenhang, skizziert sie im Weißraum eines blassen Straßenbildes zwei Einfamilienhäuser als Schutzräume ihrer Figuren, deren gedämpftes Begehren über den Gartenzaun kaum hinauskommt.

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