Eine Familie flieht vor türkischen Truppen in Nordsyrien.

„Ich bete, dass Trump sein Herz öffnet“

Die Waffenruhe zwischen Türken und Kurden in Nordsyrien ist brüchig. Die Kurden müssen bis Dienstag eine 32 Kilometer tiefe Grenzzone räumen, sonst droht ein Großangriff.

Es ist ein kleiner Flachdachbungalow mit großer Terrasse und Vorgarten in einem Hain von Pinienbäumen. Die Besitzer des idyllisch gelegenen Hauses nahe der syrischen Grenzstadt Ras el-Ain sind geflüchtet. Jetzt nutzt es die christliche Miliz MFS, deren Geländewagen unter tiefhängenden Zweigen versteckt sind.

„Sie beobachten uns“, sagt Kommandant Hawro Simon, zeigt mit dem Finger nach oben und hält inne. Nach einer Weile hört man das leise Brummen einer Drohne am Himmel. „Wir sind hierhergekommen, um uns ein paar Tage auszuruhen“, erklärt Simon. Eine Woche war er mit seiner Soldatengruppe in Ras el-Ain, um gegen die angreifende türkische Armee und ihre meist islamistischen Hilfstruppen aus syrischen Freischärlern zu kämpfen. Die christliche Miliz ist Teil der von Kurden geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Die Türkei will sie zerstören und eine Sicherheitszone in Nordsyrien einrichten.

„Nach Beginn des Waffenstillstands am Donnerstag haben wir uns, wie viele andere Truppenteile, zurückgezogen“, sagt Simon. Er ist nicht optimistisch, dass die Waffenruhe zu einer Lösung des Konflikts führt. „Der Krieg geht weiter“, sagt der erst 21-jährige Kommandant überzeugt.

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