Für Rosa Mayreder ist die „geistige Entfaltung vom Geschlecht unabhängig“.
Dichter und Denker

Rosa Mayreder: Das Mieder als Werkzeug der Beschränkung

Die Wiener Wirtstochter ist eine der ersten Feministinnen, die die „Tyrannei der Norm“ kritisiert. Rosa Mayreder ist aber auch eine scharfsinnige Essayistin und Philosophin, kämpferische Pazifistin und hochbegabte Malerin.

Neunzehnhunderteinundsiebzig, in Zeiten, als der Begriff Gleichberechtigungnoch exotisch klingt, in Zeiten, in denen Frauen ihre Männer noch fragen müssen, ob sie arbeiten gehen dürfen, erweckt Alice Schwarzer mit der Aktion Wir haben abgetrieben! – von Senta Berger bis Romy Schneider unterstützt – die Frauenbewegung zu einer gesellschaftlichen Kraft.

Bereits mehr als 70 Jahre davor kämpft eine resolute Wiener Wirtstochter für die Rechte der Frauen, für ihre Anerkennung als gleichwertiges menschliches Wesen, gegen die tradierten Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit: Rosa Mayreder.

Bereits als junges Mädchen verschlingt sie statt Frauenromanen gesellschaftspolitische Schriften, empfindet die übliche weibliche Handarbeit als wahre Strafe Gottes und widmet sich der Pflege des Intellekts statt der Pflege der Schönheit. Und wehrt sich gegen die Kleiderordnung ihrer Zeit, die „Herrschaft unangetasteter Traditionen“, sie erregt den Unmut ihrer Familie: „Mein Groll gegen das Mieder als Werkzeug der Beschränkung stieg im Lauf der Zeit so weit, daß ich es mit achtzehn Jahren einfach ablegte – zum beständigen Ärgernis meiner Umgebung, die darin einen Mangel an Sittsamkeit erblickte und meine Erscheinung plump, ja geradezu unanständig fand.“

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