Spielraum

Der absurde FIS-Kalender

Flutlichtevent am 23. Dezember, 45 Herren-Rennen und Kongress im Wintersport-Hotspot Pattaya - der Weltverband zieht eigenartige Schwünge.

Mit dem Start der neuen Skisaison beginnt nicht nur die Suche nach dem Nachfolger von Marcel Hirscher, am Nationalfeiertag startet in Sölden auch der vom Weltverband FIS forcierte Termin-Wahnsinn. Nicht nur dass 45 Herren-Rennen (43 für Damen) und ein ungeheuer wertvoller Teambewerb des Guten zu viel sind und die Verletzungsgefahr zu groß wird, mutet auch die Ansetzung mancher Rennen obskur an. Was sonst soll man über einen Flutlicht-Parallel-RTL am 23. Dezember in Alta Badia denken?

Es ist schön, dass der Weltcup-Zirkus in Sölden, Hinterstoder, Kitzbühel (Preisgeld-Rekord: 100.000 € für Streif-Sieger), Schladming, Lienz, Zauchensee oder Flachau Station machen wird. Doch die Planung des Weltverbands kennt weder Rücksicht noch Maß, der Reisestress ist für Athleten und Teams extrem. Der Nachtslalom in Madonna di Campiglio findet etwa in dieser Saison am 8. Jänner 2020 statt. Damit liegt das Rennen zwischen Slalom-Klassikern in Zagreb (5. Jänner) und Adelboden (12. Jänner). Es herrscht also mehr als nur Hochbetrieb.

Der Aufschrei der Skistars hält sich jedoch in Grenzen, die Athleten spielen bei den Entscheidungen der FIS ohnehin keine Rolle. Auch ist das Programm unausgewogen, es bevorzugt Allrounder bzw. Techniker. Zwölf Slaloms, neun Riesentorläufe, zwei Parallel-Events und drei Kombinationen, 26 Bewerbe warten. Anhänger der Tempo-Fraktion müssen mit zehn Abfahrten und acht Super-G-Bewerben das Auslangen finden. Jeder Vorschlag der Athletenkommission, den Weltcup attraktiver, ausgeglichener und sinnvoller zu planen, wurde von den FIS-Granden abgelehnt.

Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass Präsident Gian Franco Kasper, 75, längst abtreten sollte. Vielleicht findet er ja den letzten Denkanstoß dazu im März 2020, in Thailand, im für Wintersport so überaus geeigneten Pattaya. Die Skisaison endet mit dem Kongress in einem tropischen, verruchten Urlaubsort. Damit ist über das Wesen der FIS-Chefetage eigentlich alles gesagt.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2019)

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