Niederlande

Isolierte Familie: Immer mehr deutet auf religiöse Hintergründe hin

APA/AFP/ANP/WILBERT BIJZITTER
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Nicht nur der Österreicher Josef B. gerät nun ins Visier der Ermittler. Der leibliche Vater soll seine Kinder neun Jahre festgehalten haben.

Der Fall rund um eine auf einem Bauernhof in den Niederlanden isolierte Familie ist weiterhin mysteriös: Der 67-jährige Gerrit Jan van D., dem unter anderen Freiheitsberaubung und Misshandlung vorgeworfen wird, soll seine sechs Kinder neun Jahre lang festgehalten haben. Er soll am Montag dem Haftrichter vorgeführt werden.

Der Vater, die vier Mädchen und zwei Buben hatten vermutlich seit 2010 in einem abschließbaren Raum auf dem Hof im Dorf Ruinerwold in der Provinz Drenthe gelebt. Die Familie wurde Anfang der Woche entdeckt, nachdem ein 25-jähriger Sohn in einem Gasthaus um Hilfe gebeten hatte. Neben dem Vater wurde auch der Pächter des Hofes, der 58-jährige Österreicher Josef B., festgenommen. Dieser dürfte zwar nicht mit der Familie gelebt haben, ihm wird aber auch Freiheitsberaubung vorgeworfen.

Wieso der Mann die Kinder derartig von der Außenwelt abgeschottet hat, ist offiziell noch nicht geklärt. Es mehren sich aber die Anzeichen darauf, dass extreme religiöse Ansichten dahinter stehen. Die beiden Verdächtigen lernten einander demnach in der Moon-Sekte kennen, haben dann aber eine eigene Gruppe gegründet. Die Vereinigungskirche (offizieller Name, Anm.) in Österreich hat jedenfalls bestätigt, dass der Vater der Kinder "Mitte der 1980er-Jahre kurz Mitglied unserer Bewegung war, und dass er an psychischen Problemen litt". Er sei 1987 aus der Organisation ausgetreten. Sein Bruder sei indes weiter Mitglied der Vereinigungskirche, habe aber seit 1984 nichts mehr von sich hören lassen.

Vater gab an, ausgewandert zu sein

Die niederländischen Behörden dürfte der verdächtigte Vater hintergangen haben: Vor zehn Jahren hatte er offiziell seine Auswanderung bekannt gegeben und sich aus der Einwohnermeldeliste streichen lassen. Es gibt auch keinen Eintrag über die Kinder im Geburtenregister. So sei es möglich gewesen, dass die Kinder unbemerkt niemals zur Schule gegangen sind. Sie dürften neun Jahre lang in einem abschließbaren isolierten Raum mit mehreren Kammern gehaust und diesen - bis auf Besuche im Garten - niemals verlassen haben.

Auf dem Hof in der Provinz Drenthe hatten die Ermittler auch eine große Summe Bargeld sichergestellt. Da die Herkunft nicht bekannt sei, werde der 67-jährige Vater auch der Geldwäsche verdächtigt.

(APA/dpa)

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