Russland

Simon Mraz: Weit weg vom Glanz des Kreml

Kunstliebhaber und unkonventioneller Kulturdiplomat: Simon Mraz.
Kunstliebhaber und unkonventioneller Kulturdiplomat: Simon Mraz.(c) Sebastian Bolesch
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Ein Österreicher erkundet Moskaus Peripherie: Simon Mraz, Leiter des Österreichischen Kulturforums und Kurator, organisiert mit „Jenseits des Zentrums“ ein Mammutprojekt über die Ränder der Metropole.

Die Künstlergruppe Zip hat einen schiefen Metallturm gebaut, auf dem alle möglichen Alltagsgegenstände Platz finden: Waschmaschinen, Autoreifen, Fahrräder. Ein „mehrstöckiges Lager für die Bürger von Nowo-Molokowo“. Die Skulptur ist ein treffender Kommentar zur Wohnungsnot, zu den horrenden Quadratmeterpreisen in Moskau. Nicht unmittelbar Benötigtes wird auf dem Balkon abgestellt. Auch in properen Neubausiedlungen wie Nowo-Molokowo. Der Metallturm ist eines von mehreren Modellen, das Künstler in den vergangenen Monaten bei ihrem Besuch in Nowo-Molokowo geschaffen haben. Eines von ihnen soll als reale Skulptur umgesetzt werden. Welches, das sollen die rund 8500 Bewohner des Neubaubezirks bis Ende Oktober entscheiden. Zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum ist selten in Russland. Noch seltener ist die Einbindung der Bürger. Im Westen mag sie zum guten Ton gehören. Hier (noch) nicht. „Hoffentlich machen viele mit“, sagt Simon Mraz. „Den Bewohnern soll es schließlich gefallen.“

Mraz, 42, hat das Skulpturenprojekt initiiert. Er leitet das Österreichische Kulturforum in Moskau, ist Kurator und Kunstliebhaber. Die in seiner Privatwohnung organisierten Ausstellungen sind in der hiesigen Kunstszene legendär. In den vergangen Jahren führten ihn seine Projekte unter anderem nach Birobidschan in den russischen Fernen Osten. Dieses Mal ist er in der Hauptstadt geblieben. Genauer: An ihren Rändern. Mraz führt kunstinteressierte Besucher weg aus dem Zentrum – weg von den bekannten Sehenswürdigkeiten wie Kreml und Roter Platz, auf die Moskau oft reduziert wird. Rund eineinhalb Stunden dauert die Fahrt nach Nowo-Molokowo mit dem Auto über eine achtspurige Stadtautobahn, vorbei an Wohntürmen aus der Sowjetära, „Plaza“ genannten Shoppingzentren, Tankstellen und schier endlosen Logistikterminals.

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