Kritik

Volksoper: Ein schaumgebremstes Gespenst

Morten Frank Larsens Gespenster-Sir leidet an Todessehnsucht und der Ignoranz der Menschen.
Morten Frank Larsens Gespenster-Sir leidet an Todessehnsucht und der Ignoranz der Menschen.(c) Barbara Palffy
  • Drucken

Donnerblech, Kettenrasseln und zum Leben erweckte Gemälde sorgen in „Das Gespenst von Canterville“ für Gruselstimmung. Mehr Tiefgang und Ironie wären schön.

„Uhuhuu“ hallen die Stimmübungen des Gespenstes durch das Schloss. Es rückt seine wallende Perücke zurecht, steigt in den brennenden Kamin und taucht in seinem Gemälde wieder auf. Anfangs noch in seinem Element, wird dem „Gespenst von Canterville“ in der Oper von Marius Felix Lange der Einzug der Familie König zum Verhängnis. Nicht nur, dass die Zwillinge mit Spielzeugpistolen auf das Gespenst schießen, niemand nimmt es ernst. Köstlich der Moment, wenn es gerade zum Spuk ansetzt und der neue Schlossherr ohne Furcht bittet, leise zu sein, seine „Lebensabschnittsdings“ schlafe endlich. Sie will aus dem Schloss ein Halloween-Eventhotel machen, was Königs Kinder verhindern, die sie kopfüber in eine Umzugskiste stecken.

Es gibt demnach einiges zu schmunzeln, wenn auch selten wirklich zu lachen in der „Familienoper“, die nach Zürich und Berlin erstmals in Wien an der Volksoper zu sehen ist. Die Musik, die Marius Felix Lange geschaffen hat, ist dicht, atmosphärisch und macht die Rastlosigkeit des Gespenstes hörbar. Er sorgt mit Donnerblech, Ketten und Windmaschine für Gruselklänge und legt eine Oper vor, die nicht eingängig ist, es wahrscheinlich auch nicht sein will, aber stets tonal bleibt. Die selbst erwachsene Ohren herausfordert, ohne anstrengend zu sein – auch wenn Gerrit Prießnitz das Volksopernorchester oft opulent, teils auch einfach zu laut spielen lässt. Die Komposition ist dort besonders interessant, wo sie plötzlich anders klingt. Die lyrischen Passagen sind es, die besonders tief gehen, sei es, als das Gespenst von seinem Wunsch zu sterben erzählt, oder als Königs Tochter Virginia in Gedanken ein Schlaflied ihrer verstorbenen Mutter hört. Ansonsten geht es oft absichtlich schrill zu auf Schloss Canterville.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.