Wahlausgang

Das Schweizer Parlament wird vor allem weiblicher

Ein Bild von den Auszählungen der Parlamentswahl in Zürich. So viele Frauen wie noch nie standen auf den Listen.
Ein Bild von den Auszählungen der Parlamentswahl in Zürich. So viele Frauen wie noch nie standen auf den Listen.(c) REUTERS (Arnd Wiegmann)
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Neben den Grünen waren vor allem die Frauen die Siegerinnen der Schweizer Parlamentswahl. Die Frauenquote im Nationalrat steigt massiv. Das kommt nicht ganz unerwartet.

Es war ein Erfolg mit Anlauf. „Helvetia ruft. Vote women“, hieß eine Kampagne für einen höheren Frauenanteil in der Schweizer Politik. Die Eidgenössischen Wahlen, die am Sonntag einen ersten Platz für die rechtspopulistische SVP und große Zugewinne für die Grünparteien brachten, sollten eine Wende in der Frauenquote bringen. Künftig sitzen 83 Frauen im Nationalrat. Betrug der Frauenanteil bisher 32,5 Prozent, steigt er nun auf 42,5 Prozent. Zum Vergleich: in Österreich lag der Frauenanteil im Nationalrat vor der jüngsten Nationalratswahl im September bei rund 37 Prozent. Künftig haben in Europa nur noch Andorra, Spanien, Schweden und Finnland einen größeren Frauenanteil im Parlament als die Schweiz.

In den Kantonen Obwalden und Zug war es überhaupt ein historisches Ergebnis: Erstmals seit der Einführung des Frauenstimmrechts wurden dort Frauen in den Nationalrat gewählt. Der Kanton Uri wählte am Sonntag seine erste Ständerätin (die kleinere Länderkammer des Schweizer Parlaments). Die Anerkennung der Frauenrechte war ein langwieriger Prozess in der Schweiz. 1971 räumte sie als eines der letzten Länder in Europa Frauen das Wahlrecht ein. In den vergangenen drei Jahrzehnten konnten Frauenrechtlerinnen aber einige Fortschritte erzielen. 2002 wurden Abtreibungen legalisiert, 2005 wurden 14 Wochen bezahlter Mutterschaftsurlaub eingeführt. Doch es gibt weiterhin keinen Vaterschaftsurlaub, und der eingeschränkte Zugang zu den teuren Kindertagesstätten gilt als Haupthindernis für die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt.

Streiks und Bewusstseinsbildung

Der Erfolg der Kampagne „Helvetia ruft!“ ist auch Folge einer längeren Bewusstseinsbildung im Land. Schon im Juni 2019 waren Hunderttausende Frauen in mehreren Schweizer Städte bei einem Streik für mehr Gleichberechtigung auf die Straßen gegangen. In Lila gekleidet und auf Töpfen und Pfannen trommelnd, forderten die teilnehmenden Frauen in mehreren Schweizer Städten flexiblere Teilzeitarbeitsmodelle, die Einführung eines Mindestlohns und Null-Toleranz für sexuelle Gewalt.

Der Vormarsch der Frauen im Schweizer Parlament zeichnete sich schon vor der Wahl ab: Mehr als 600 Frauen aus 21 Kantonen, 11 Parteien und allen Sprachregionen hätten ihr Interesse an einer Kandidatur angekündigt, resümiert „Helvetia ruft“. 200 von ihnen hätten sich vorher noch nie politisch engagiert haben. Ein Interesse an Politik, das sich auch auf die Listenerstellung der Parteien auswirkte: Diese setzten heuer mit 40 Prozent so viele Frauen wie noch nie auf ihre Listen.

(Red., Ag.)

(Red./Ag.)

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