Enes singt tragische Popmelodien, Esra rapt über Migration und Feminismus.
Rap

EsRap: Zwischen Orient und Ottakring

Esra und Enes Özmen mischen von „Tschuschistan“ aus die Wiener Rapszene auf.

„Als Tschusch hast du zwei Träume, um zu Geld und Fame zu kommen: Du wirst entweder Fußballer oder Rapper. Alles andere schaut nicht machbar aus.“ Kein Türke träume von Studium und Karriereleiter, sagt Esra Özmen. Sie ist Rapperin und Doktorandin an der Akademie der bildenden Künste. Zusammen mit ihrem Bruder Enes bildet sie das Duo EsRap, das heuer, nach mehr als zehn gemeinsamen Jahren auf der Bühne, sein erstes Album herausgebracht hat. Die Platte heißt „Tschuschistan“. Die erste Single heißt „Der Tschusch ist da“. Es sind Kampfansagen. Die Geschwister, hier geborene Austrotürken in der dritten Generation, finden, dass es Zeit ist, dem Wort Tschusch eine neue Bedeutung zu geben – es soll für Stärke stehen.

Während EsRaps Stammbaum rund um Istanbul wächst, sind sie in Ottakring tief verwurzelt. Dort muss stark sein, wer als Kind von Migranten aufwächst, das wissen beide gut. „Im Streit war es immer das erste Argument“, erinnert sich Esra: „Du Tschusch, schleich dich ham! Wenn man es aber lang genug hört, akzeptiert man es irgendwann, und dann kann dich keiner mehr beleidigen.“ Mittlerweile sind sie stolz auf ihre doppelte Geschichte. Das hängt aber damit zusammen, in welchen Kreisen man sich bewegt. „In meinen linken Communitys ist es jetzt total cool, ein Migrant zu sein. Das Migrantendasein ist sogar ein Vorteil“, sieht Esra. „Ein wenig außerhalb dieser Blase, in konservativen österreichischen Kreisen, kommt es trotzdem nicht gut an. Da kannst du stolz sein, was du willst. Und das Bild, das man von sich selbst hat, ist oft nur eine Reflexion der Gesellschaft“, sagt Esra.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.